Frankfurt a.M./Addis Abeba - Rebellen in der äthiopischen Krisenregion Tigray wollen das Volk über die Zukunft der Region entscheiden lassen. Der Anführer der paramilitärischen Verteidigungskräfte Tigrays (TDF), Tsadkan Gebretensae, sagte dem Sender BBC am Sonntagabend, in einem Referendum solle über das Verhältnis zu der Zentralregierung in Addis Abeba abgestimmt werden. Seit November liefern sich die äthiopische Armee und regionale Milizen heftige Kämpfe um die Macht über die Region im Norden des Landes. Das Referendum solle stattfinden, sobald eine politische Lösung des Konflikts erreicht sei.
In den vergangenen Wochen hatten Rebellen Teile Tigrays vom äthiopischen Militär zurückerobert. Gebretensae kündigte an, weiterkämpfen zu wollen, bis die Zentralregierung ihre Blockade der Region aufhebe und die Rebellen ihre Ziele erreicht hätten. Äthiopische Regierungssoldaten und mit ihr verbündete Truppen aus dem Nachbarland Eritrea würden vernichtet, wenn sie nicht freiwillig abzögen. Die TDF entstand nach dem Ausbruch des Konflikts im vergangenen Jahr und ist eine Abspaltung der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bis dahin in Tigray an der Macht war. Sie kämpfen beide für mehr Unabhängigkeit von der Zentralregierung.
Der Konflikt in Nordäthiopien hat eine schwere humanitäre Krise ausgelöst. Nach UN-Angaben hungern in Tigray bis zu 400.000 Menschen, rund 1,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der Zentralregierung wird vorgeworfen, Hilfslieferungen in die Region zu blockieren. Die Vereinten Nationen hatten sich am Wochenende beunruhigt geäußert über die zunehmende ethnische Gewalt in Tigray. Sowohl Regierungstruppen als Rebellen begehen bei den Kämpfen Menschenrechtsorganisationen zufolge schwere Verbrechen.