Berlin/Wien - Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ist offiziell für einen Spitzenposten bei den Vereinten Nationen berufen worden. Er soll Generaldirektor bei der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (Unido) in Wien werden. Das teilte die EU-Delegation bei den Vereinten Nationen in Wien am Montagabend mit. Die UN-Sonderorganisation setzt sich für industrielles Wachstum armer Länder ein.
Damit übernimmt der 65-Jährige eine neue internationale Aufgabe, statt mit dem Ende der Legislaturperiode in den Ruhestand zu gehen. Der Bauernsohn aus dem Allgäu ist im Dezember 2013 ins Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eingezogen. Er war davor acht Jahre Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium. Dem Bundestag gehört er seit 1994 als direkt gewählter Abgeordneter an, davor war er Mitglied im Europäischen Parlament.
Seit seinem Amtsantritt als Minister gewann Müllers Ressort - insbesondere wegen zunehmender Fluchtbewegungen nach Europa - deutlich an Gewicht. Seinen Etat konnte auf rund zwölf Milliarden Euro verdoppeln. Er erarbeitete zudem eine neue Strategie für die deutsche Entwicklungspolitik - fort vom Gießkannenprinzip und hin zur engen Kooperation mit ausgewählten Ländern, die Korruption bekämpfen. Auch die Fluchtursachenbekämpfung spielt eine zentrale Rolle.
Engagiert für ein Lieferkettengesetz
Die Bilder vom Einsturz des Fabrikhochhauses Rana Plaza in Bangladesch im Jahr 2013 mit mehr als 1.100 Toten, veranlassten Müller wiederum dazu, sich für bessere Arbeitsbedingungen in Fabriken in Asien einzusetzen. Er initiierte den „Grünen Knopf“, das erste staatliche deutsche Gütesiegel für Stoffprodukte, der inzwischen an Bettwäsche von Tchibo, Jacken von Vaude oder Hemden von Lidl zu finden ist.
Ein Lieferkettengesetz war der nächste Schritt: Großen deutschen Unternehmen droht ab 2023 unter anderem ein Bußgeld, wenn sie in Kauf nehmen, dass ihre ausländischen Zulieferer Kinder arbeiten lassen oder gegen Menschenrechte verstoßen. Da ein Entwicklungsminister keine Gesetzgebungskompetenz hat, schmiedete Müller ein Bündnis mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Gemeinsam gelang es ihnen, das Regelwerk trotz massivem Widerstand aus der Wirtschaft auf den Weg zu bringen. Müllers Chancen bei der Unido hat dieser Erfolg sicherlich erhöht.