Büchel - Die Corona-Pandemie hat nach den Worten des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf den Widersinn von atomarer Aufrüstung gezeigt. „Die Situation in den armen Ländern ist verheerend, das Virus ist grenzüberschreitend vernichtend, die Klimaveränderungen sind für viele Menschen existenzzerstörend, Menschen fliehen, um sich und ihre Familien zu retten, der Hunger nimmt zu - aber die Menschheit rüstet ihre Waffensysteme auf“, sagte er am Samstag bei dem vierten kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel in der Eifel. Dort sollen die letzten US-amerikanischen Atomwaffen in Deutschland lagern.
Der diesjährige Aktionstag begann mit dem Läuten der Friedensglocke auf der sogenannten Friedenswiese in wenigen hundert Metern Entfernung zum Haupteingang des Fliegerhorsts und einer Schweigeminute. An dem Friedensgottesdienst, der in diesem Jahr auch im Internet gestreamt wurde, nahmen rund 80 Menschen teil. Aufgrund der Pandemie-Auflagen war die Teilnehmerzahl vorab auf maximal hundert begrenzt worden. Im vergangenen Jahr musste der Aktionstag komplett virtuell stattfinden.
„Wir gedenken jährlich der Opfer etwa von Hiroshima und Nagasaki, deren Zukunft zerstört wurde“, betonte der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi. „Die Waffen hier in Büchel werden, sollten sie Einsatz finden, Menschen zerstören“, unterstrich Kohlgraf. Dann zerstörten sie Natur und nähmen vielen Menschen dauerhaft die Lebensgrundlage oder Gesundheit. Es sei zynisch zu sagen, ein endgültiger Frieden sei eine Utopie und ihn werde es erst im Himmel geben.
Glaubwürdigkeit der deutschen Friedensabsichten steht auf dem Spiel
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, erklärte, dass es in Anwesenheit von Waffen keine Sicherheit gebe. „Sicherheit besteht für mich darin, in Verantwortung und der Besonnenheit des Glaubens alles dafür zu tun, dass auch unsere Kinder eine Welt vorfinden, in der sich ohne Angst leben lässt“, sagte sie. Der erste Schritt sei das Ende von Waffen. „Deswegen sind wir hier. Um uns tatsächlich in Sicherheit, Gewissheit und Zuversicht zu wiegen“, betonte sie.
„Von unserem Boden soll kein Krieg mehr ausgehen, haben wir versprochen“, unterstrich Wüst. „Die Anwesenheit von Atomsprengköpfen in unserem Land nimmt diesem Versprechen viel von seiner Glaubwürdigkeit.“ Den seit Januar geltenden Atomwaffenverbotsvertrag habe keine einzige Atommacht unterzeichnet. Die Argumente seien immer Abschreckung und Angst.
Zum vierten kirchlichen Aktionstag hatte die Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ eingeladen. Die auf Initiative des badischen Forums Friedensethik im Dezember 2017 gebildete Gruppe ruft seit 2018 zum Aktionstag auf. Ihr gehören derzeit Christinnen und Christen aus den evangelischen Landeskirchen in Baden, Bayern, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, der Pfalz, Westfalen, dem Rheinland und Württemberg sowie Mitglieder von Pax Christi an.