Washington - Eine Umfrage über Religion in Indien zeichnet ein komplexes Bild vom Zusammenleben der Glaubensgemeinschaften. Die meisten Inderinnen und Inder seien auf eine Trennung der Religionen bedacht, heißt es in einer am Dienstag in Washington vorgestellten Studie des Pew Research Center. Zugleich hätten viele der Befragten Respekt gegenüber andersgläubigen Landsleuten betont. Für die Erhebung hat das US-amerikanische Forschungsinstitut knapp 30.000 Menschen befragt.
Demnach gaben rund 90 Prozent der Befragten an, sie könnten ihren Glauben sehr frei ausüben. Vier Fünftel erklärten, Respekt gegenüber anderen Religionen sei ein bedeutender Teil ihrer religiösen Identität. Allerdings sagten zwei Drittel der befragten Hindus und mehr als drei Viertel der Muslime, dass es ihnen sehr wichtig sei, innerhalb der eigenen Religion zu heiraten. Auch Freundschaften würden überwiegend innerhalb der eigenen Religionsgemeinschaft geschlossen.
Trotz der getrennten Lebenswelten teilten viele Inderinnen und Inder Überzeugungen anderer Regionen, heißt es in der Studie. So glaubten Angehörige aller Religionen an das geistliche Prinzip von Karma, nach dem sich Handlungen in der Gegenwart auf die Zukunft und das nächste Leben auswirken.
Bei Fragen nationaler und religiöser Identität gehen die Ansichten der Studie zufolge auseinander. Demnach sind 64 Prozent der Hindus der Meinung, Hindu-Sein sei sehr wichtig, um „wirklich Inder zu sein“. Andere Glaubensgruppen lehnten diese Auffassung ab. Die Erhebung attestiert der indischen Bevölkerung auch eine ambivalente Haltung zur Demokratie: Lediglich 46 Prozent der Befragten bevorzugten eine demokratische Regierungsform. Die andere Hälfte setze eher auf einen autoritären Führer.
Indien gilt als ausgesprochen religiöses Land. Etwa 80 Prozent der rund 1,3 Milliarden Inderinnen und Inder sind Hindus. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind Muslime, die knapp 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen. In dem Land kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen. Menschenrechtler werfen der regierenden hindunationalistischen BJP-Partei vor, zunehmend gegen religiöse Minderheiten vorzugehen.