Frankfurt a.M., Yangon - Menschenrechtler prangern eine immer prekärer werdende humanitäre Lage in Myanmar an. Das Militärregime blockiere oder erschwere Hilfslieferungen an Binnenflüchtlinge, kritisierte die Organisation „Progressive Voice Myanmar“, ein Netzwerk aus Bürgerrechtsorganisationen, am Sonntag. Die Methode des Aushungerns werde als Waffe gegen notleidende Zivilisten benutzt und stelle ein Kriegsverbrechen dar.
Allein seit dem Putsch vom 1. Februar wurden der Organisation zufolge mehr als 250.000 Menschen vertrieben. Die internationale Gemeinschaft müsse dieser „Kampagne des Terrors“ Einhalt gebieten, forderte das Netzwerk aus Anlass des Weltflüchtlingstags am 20. Juni. Den Appell hatten 488 Initiativen unterzeichnet.
Unter anderem habe Myanmars Militär absichtlich Hilfsgüter vernichtet, darunter in den vorwiegend von ethnischen Minderheiten bewohnten Bundesstaaten Karen, Kachin, Karenni, Chin und Shan. Ein besonders drastischer Vorgang ereignete sich demnach am 8. Juni, als Soldaten 80 Säcke Reis, Medikamente sowie den dazugehörigen Transporter verbrannt hatten. Das Fahrzeug sei auf dem Weg in eine Gemeinde gewesen, wo einige der insgesamt 100.000 Binnenflüchtlinge der Karenni Schutz gesucht hätten, kritisierte „Progressive Voice Myanmar“.
Seit dem Putsch vor mehr als viereinhalb Monaten versinkt das südostasiatische Land im Chaos. Laut der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) wurden bei landesweiten Protesten mindestens 870 Menschen getötet. Fast 6.200 Personen wurden festgenommen, die meisten sitzen noch hinter Gittern. Ein Teil der protestierenden Bevölkerung hat sich mittlerweile bewaffnet oder einigen der Rebellengruppen angeschlossen, die teils seit Jahrzehnten gegen Myanmars Armee kämpfen. Die Junta ließ derweil zahlreiche Orte aus der Luft bombardieren.