Berlin - Die Unterzeichnung einer Erklärung zwischen Deutschland und Namibia über die Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen könnte sich durch die sich verschlechternde Corona-Lage in Namibia verzögern. Die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr, sagte am Freitag in Berlin, mehrere Mitglieder der namibischen Regierung seien erkrankt. Sobald sich die Lage bessere, wolle man weiter an dem Abkommen arbeiten, erklärte Adebahr.
Zudem sprach sie den Angehörigen des Ovaherero-Vertreters Vekuii Rukoro zu dessen Tod die Anteilnahme der Bundesregierung aus. Rukoro war am Freitag an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben, wie die in Namibia erscheinende Zeitung „The Namibian“ meldete. Rukoro sah das unterschriftsreife Aussöhnungsabkommen kritisch und setzte sich für Entschädigungszahlungen von Deutschland ein.
Die Bundesregierung hat die deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt. Deutschland und Namibia hatten seit 2015 über Zahlungen und eine Entschuldigung für die an den Ovaherero und Nama verübten Verbrechen verhandelt. Die deutschen Kolonialtruppen schlugen zwischen 1904 und 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika Aufstände der Ovaherero, im deutschen Sprachgebrauch meist im Singular Herero, und Nama brutal nieder. Der Befehlshaber Lothar von Trotha erteilte einen Vernichtungsbefehl. Mehr als 80.000 Menschen wurden getötet oder verdursteten in der Wüste. Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“.
Neben der Anerkennung als Völkermord will Deutschland die Nachfahren der Ovaherero und Nama mit einem Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro unterstützen. Rechtliche Ansprüche auf Entschädigung sollen sich daraus aber nicht ableiten lassen. Eine gemeinsame politische Erklärung soll von den Außenministern beider Länder unterzeichnet werden.