Genf - Die Kinderarbeit ist laut den Vereinten Nationen weltweit wieder angestiegen. Den jüngsten globalen Schätzungen zufolge waren Anfang 2020 weltweit 160 Millionen Kinder betroffen, teilten die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und das Hilfswerk Unicef am Donnerstag in Genf mit.
Damit habe sich in den vergangenen vier Jahren die Zahl um 8,4 Millionen erhöht, hieß es anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit am Samstag. Zum ersten Mal seit 20 Jahren stagniere der Fortschritt im Kampf gegen die Kinderarbeit.
Fast die Hälfte der Kinder müssten eine gefährliche Arbeit verrichten, die „Gesundheit, Sicherheit und moralische Entwicklung direkt gefährde“. Darunter fallen Dienste in Fabriken, Minen oder Landwirtschaft.
Im Zuge der Corona-Pandemie drohten weitere neun Millionen Mädchen und Jungen bis zum Ende des Jahres in die Kinderarbeit abzurutschen, warnten die UN. ILO-Generaldirektor Guy Ryder rief die Staaten dazu auf, entschlossen dagegen vorzugehen. „Wir können nicht tatenlos zusehen, während eine Generation von Kindern gefährdet ist.“
ILO fordert umfangreiche Sozialmaßnahmen
Ryder forderte umfangreichere Sozialmaßnahmen, damit Familien ihre Kinder auch während schwerer ökonomischer Krisen in die Schulen schicken können. Zudem seien vermehrte Investitionen in den ländlichen Raum und in die Agrarwirtschaft notwendig.
Den Zahlen zufolge müssen sich 63 Millionen Mädchen und 97 Millionen Jungen verdingen, das sei nahezu jedes zehnte Kind auf der Erde. Brennpunkt der Kinderarbeit seien die Länder Afrikas südlich der Sahara, wo seit 2012 die Kinderarbeit absolut und prozentual angewachsen sei. Dort gebe es jetzt mehr Kinderarbeiter als im Rest der Welt zusammen.
Alle 187 ILO-Mitgliedsländer haben die Konvention gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit ratifiziert. Das Abkommen zum Schutz der Mädchen und Jungen ist damit die erste von allen Mitgliedern gemeinsam getragene Konvention. Allerdings weist ihre Umsetzung erhebliche Lücken auf.