Frankfurt a.M./Kinshasa - Bei Angriffen auf zwei Dörfer im Osten der Demokratischen Republik Kongo wurden Medienberichten zufolge rund 50 Menschen getötet. Bewaffnete hätten die Orte Boga und Tchabi in der Provinz Ituri überfallen und dort um sich geschossen, berichtete der Sender Radio Okapi am Montag. Die Massaker sind die schwersten Angriffe seit die Regierung vor rund einem Monat den Ausnahmezustand in der Region erklärt und eine Militärverwaltung eingesetzt hat.
Wer für die Taten verantwortlich ist, war zunächst unklar. Das lokale Nachrichtenportal „Actualité“ berichtete, die Ermordungen seien von Kämpfern der aus Uganda stammenden Rebellengruppe ADF verübt worden. Unter den Opfern sind den Berichten zufolge auch Vertriebene, die in Tchabi Zuflucht vor der Gewalt er ADF gesucht hatten. Die Miliz wurde gegründet, um die ugandische Regierung zu stürzen, ist inzwischen jedoch auch im Kongo aktiv und versucht einen islamisch-fundamentalistischen Gottesstaat zu errichten. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge hat die ADF zwischen Januar und März knapp 200 Menschen getötet.
In Ituri und den ebenfalls ostkongolesischen Provinzen Nordkivu und Südkivu herrscht seit über 20 Jahren ein blutiger Konflikt zwischen verschiedenen Rebellengruppen und Regierungstruppen. Die Kämpfe entzünden sich an Konflikten über die Macht und die Kontrolle von Rohstoffvorkommen. Anfang Mai hatte die Regierung wegen der anhaltenden Gewalt die lokale Verwaltung in Nordkivu und Ituri durch das Militär ersetzen und die Ziviljustiz Militärgerichten unterordnen lassen. Die Vereinten Nationen hatten im vergangenen Jahr kritisiert, dass der Staat kaum Kontrolle habe und ein Vakuum entstehen lasse, das von bewaffneten Gruppen ausgenutzt werde. Als Folge kommt es immer wieder zu Massakern, Vertreibungen, sexueller Gewalt und gewaltsamen Reaktionen des Militärs darauf.