Frankfurt a.M./Abuja - In Nigeria sind erneut möglicherweise Hunderte Schulkinder verschleppt worden. Bewaffnete hätten eine Koranschule im Ort Tegina überfallen, mindestens eine Person erschossen und zahlreiche Schüler und Lehrer entführt, teilte eine Sprecherin der Regionalregierung am Sonntagabend mit. Lokalen Medienberichten zufolge fehlt von mindestens 200 Schülern jede Spur. Elf Kinder, die zu klein waren, um den Marsch der Entführer in den Busch fortzusetzen, wurden offiziellen Angaben zufolge freigelassen.
Die Zeitung „Punch“ berichtete am Montag, eine bewaffnete Bande sei am Sonntagnachmittag mit Motorrädern in den Ort eingedrungen. Details zu den Hintergründen der Tat oder den Tätern gab es zunächst nicht. Nach Angaben der Regionalregierung wurden insgesamt 17 Dorfgemeinschaften rund um Tegina von etwa 70 Bewaffneten angegriffen. Der Gouverneur des betroffenen Bundesstaats Niger, Abubakar Sani Bello, erklärte laut seiner Sprecherin, die Situation habe den Umfang einer Krise erreicht und gleiche einem Krieg.
In dem Bundesstaat waren Mitte Februar bereits Dutzende Schüler und Lehrer eines Internats verschleppt und später freigelassen worden. In den vergangenen Monaten kam es im Norden Nigerias vermehrt zu Entführungen, bei denen insgesamt mehrere Hundert Menschen verschwanden. Bewaffnete Banden entführen die Schulkinder, um von den Eltern oder vom Staat hohe Beträge an Lösegeld zu fordern. In der Region operieren neben zahlreichen lokalen Milizen auch islamistische Gruppen wie Boko Haram.