Genf - Eine hochrangige Experten-Kommission hat weitreichende Vorschläge für den internationalen Kampf gegen Covid-19 vorgelegt. Die nötigen Werkzeuge zur Beendigung der schweren Krankheit wie Impfstoffe stünden zur Verfügung und müssten konsequent eingesetzt werden, verlangte die Ko-Vorsitzende der Kommission, Helen Clark, in einer Online-Präsentation am Mittwoch.
Zudem unterbreitete die Gruppe in ihrem Abschlussbericht mehrere Vorschläge, wie die Bildung eine Globalen Gesundheitsrates, um zukünftig gegen neue Krankheiten besser gewappnet zu sein. „Das jetzige System ist gescheitert und schützte uns nicht vor der Covid-19-Pandemie“, sagte die zweite Ko-Vorsitzende, Ellen Johnson Sirleaf.
Impfstoffhersteller und Firmen zusammenbringen
Konkret schlägt die 13-köpfige Gruppe vor, dass die Weltgesundheitsorganisation und die Welthandelsorganisation die großen Herstellerländer von Impfstoffen und die Firmen zusammenbringen. Die Kontrahenten sollen innerhalb von drei Monaten freiwillige Lizenzvergaben und den nötigen Technologietransfer beschließen. Falls keine Einigung zustande komme, sollte die vieldiskutierte Aussetzung der Patenrechte auf Produkte gegen Covid-19 in Kraft treten.
Im Oktober hatten Südafrika und Indien bei der WTO beantragt, geistige Eigentumsrechte und Patente auf Impfstoffe, Medikamente, Diagnostika und medizinische Ausrüstung gegen Covid-19 vorübergehend aufzuheben, um die Produktion in armen Ländern zu vergrößern. Inzwischen unterstützen viele Entwicklungsländer, die USA und Hilfsorganisationen die Initiative. Die Pharmaindustrie und große Pharmaländer wie Deutschland lehnen das Ansinnen jedoch ab.
Eine Milliarde Impfdosen für die ärmsten Länder
Weiter verlangt die Kommission, die nach einem Beschluss der Weltgesundheitsversammlung eingesetzt wurde, dass reiche Länder bis September eine Milliarde Impfdosen gegen Covid-19 für die 92 ärmsten Länder bereitstellen sollen. Dafür sollten die Staaten das internationale Vakzin-Programm Covax nutzen.
Zudem fordert die Gruppe die reichen G7-Länder auf, sofort 60 Prozent der fehlenden 19 Milliarden US-Dollar für den sogenannten Act Accelerator bereit zu stellen. Unter dem Dach des Act Accelerator wollen die Vereinten Nationen für eine gerechte weltweite Verteilung von Impfstoffen, Heilmitteln und Diagnostika im Kampf gegen Covid-19 sorgen. Ein Arm des Act Accelerator ist das Vakzin-Programm Covax.
Um in Zukunft besser gegen Pandemien gerüstet zu sein, sollten die Staats- und Regierungschefs in dem vorgeschlagenen Globalen Gesundheitsrat kooperieren. Der Rat würde bei Notfällen kollektives Handeln beschließen.
Mangel an globaler Führung und Koordination
Überdies unterstützt die Kommission die Forderung nach einem internationalen Rahmenabkommen zum Pandemieschutz, eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der WHO sowie einen ständigen Fonds, aus dem Gelder für den Kampf gegen neue Pandemien fließen sollen.
In ihrem Report übte die Kommission auch Kritik an der internationalen Reaktion auf den Covid-19-Ausbruch in den ersten Monaten 2020. Es habe einen Mangel an globaler Führung und Koordination gegeben. Die WHO habe den internationalen Gesundheitsnotstand erst Ende Januar und damit zu spät ausgerufen. Im darauffolgenden Februar hätten die meisten Länder wertvolle Zeit verstreichen lassen und nicht die nötigen Maßnahmen zum Schutz ihrer Bevölkerungen eingeleitet.
Die Kommission wurde 2020 mit dem Auftrag gegründet, die internationale Reaktion auf die Pandemie zu untersuchen und Vorschläge für eine bessere Vorbereitung zu unterbreiten.