Erste Benin-Bronzen sollen 2022 nach Nigeria zurückkehren

Im nächsten Jahr werden die ersten Benin-Bronzen von deutschen Museen an Nigeria zurückgegeben. Die 500 Jahre alten Skulpturen aus dem Königspalast von Benin wurden von den Briten gestohlen und an europäische Museen verkauft. 

Berlin - Die ersten als Raubgut eingestuften Benin-Bronzen aus Afrika sollen im kommenden Jahr von deutschen Museen an Nigeria zurückgegeben werden. Dazu sei jetzt eine Verständigung erzielt worden, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Donnerstagabend in Berlin. Dies sei eine "wichtige Wegmarke für Verständigung und Versöhnung".

"Wir stellen uns der historischen und moralischen Verantwortung, Deutschlands koloniale Vergangenheit ans Licht zu holen und aufzuarbeiten", betonte Grütters: "Der Umgang mit den Benin-Bronzen ist dafür ein Prüfstein."

Neben größtmöglicher Transparenz würden vor allem substanzielle Rückgaben angestrebt, betonte die Kulturstaatsministerin: "So möchten wir zur Verständigung und zur Versöhnung mit den Nachkommen der Menschen beitragen, die in der Zeit des Kolonialismus ihrer kulturellen Schätze beraubt wurden."

Mehr als 400 Benin-Bronzen in Berlin

Grütters kündigte an, dass bis zum 15. Juni kurzfristig eine Aufstellung aller im Besitz der deutschen Museen befindlichen Benin-Bronzen im Internet veröffentlicht wird. Die Daten sollen auf der Webseite www.cp3c.de der von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten "Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten" zugänglich gemacht werden. Zudem würden die Museen bis Ende des Jahres die Herkunft dieser Kunstobjekte umfassend dokumentieren und die Daten dazu ebenfalls auf der Webseite der Kontaktstelle öffentlich zugänglich machen.

So befinden sich unter anderem im Bestand des Ethnologischen Museums der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin mehr als 400 der Benin-Bronzen. Etwa 200 von ihnen sollten ursprünglich ab Herbst 2021 im neuen Berliner Humboldt-Forum gezeigt werden. 

"Substanzielle Rückgaben"

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Hermann Parzinger, sagte am Freitag im RBB-Inforadio, es werde zu substanziellen Rückgaben kommen und nicht nur zu einigen "wenigen symbolischen Rückgaben". Einige dieser Kunstwerke sollten aber auch weiter in Deutschland zu sehen sein - etwa als Leihgaben. "Wir wünschen uns natürlich schon, dass hier in Berlin und in anderen deutschen Städten diese herausragende Kunst Afrikas zu sehen ist", sagte Parzinger. 

Die Rahmenbedingungen dazu müssten mit den Partnern in Nigeria geklärt werden. Wichtig sei, dass man zusammen in einen Dialog komme. Dieser Dialog habe mittlerweile deutlich an Fahrt gewonnen. Nun müssten Einigungen und Lösungen gefunden werden, so der SPK-Präsident. Außerdem müsse Transparenz geschaffen werden darüber, welche Bronzen in Deutschland existieren und in welchen Museen sie derzeit zu finden sind. 

Synonym für koloniales Unrecht

1897 hatten die Briten das Königreich Benin im heutigen Nigeria überfallen und den Königspalast geplündert. Die Bronzen - 500 Jahre alte Gusstafeln, Gedenkköpfe sowie Tier- und Menschenfiguren - gelangten als Trophäen nach London und wurden auf britische Museen verteilt oder versteigert. Rund 1.100 Bronzen erwarben deutsche Museen. Die nach London zweitgrößte Benin-Sammlung hütet das Ethnologische Museum, gefolgt von Museen in Leipzig und Dresden. 

Die Bronzen sind mittlerweile zum Synonym für koloniales Unrecht geworden. Schon lange fordern afrikanische und asiatische Staaten die Rückgabe von Kunstwerken, die frühere Kolonialmächte wie Deutschland geraubt haben.

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