Neuer Corona-Höchststand in Indien: 360.000 Infektionen an einem Tag

Frankfurt a.M. - Indien hat am Mittwoch einen neuen Höchststand bei den Corona-Neuinfektionen vermeldet. In dem südasiatischen Land wurden 360.960 neue Ansteckungen binnen eines Tages gezählt, wie die Zeitung "Indian Express" berichtete. Zudem gab es 3.293 neue Corona-Todesfälle innerhalb von 24 Stunden. Hilfsorganisationen riefen zu Spenden auf.

Indien hat damit seit Beginn der Pandemie mehr als 200.000 Corona-Tote zu beklagen, die vierthöchste Zahl nach den USA, Brasilien und Mexiko. Die Gesamtzahl der Corona-Erkrankungen in Indien stieg auf fast 18 Millionen Fälle. Der Mangel an Sauerstoff erschwert die Behandlung von Covid-19-Patienten.

Die kirchlichen Hilfswerke Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international riefen zu Spenden auf. "Die Berichte, die uns aus indischen Krankenhäusern erreichen, sind erschütternd", sagte Dagmar Pruin, Präsidentin des evangelischen Hilfswerks. "Die Weltgemeinschaft muss nun gemeinsam alle Kraft aufbringen, um Zehntausende Tote in Indien zu verhindern." Die Diakonie Katastrophenhilfe stellte 200.000 Euro Corona-Hilfe bereit. Damit werden Mahlzeiten, Corona-Masken, Hygiene-Artikel und Aufklärungsmaterial verteilt. Millionen Menschen in Indien lebten in Slums und hätten keinen geregelten Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem, erklärte das Hilfswerk.

Caritas international stellte 500.000 Euro Corona-Hilfe für Indien bereit. Es würden Quarantäne-Zentren eingerichtet, Sauerstoff- und Inhalationsgeräte beschafft sowie Patienten mit Medikamenten und Nahrungsmitteln versorgt, teilte das katholische Hilfswerk mit. "Insbesondere den insgesamt neun Millionen Wanderarbeitern im Land fehlt es durch die Folgen der Pandemie erneut an fast allem", sagte Oliver Müller, der Leiter von Caritas international.

Vielerorts klagen die Behörden auch über einen Mangel an Impfstoff, obwohl Indien der weltgrößte Impfstoffhersteller ist. Nicht einmal zwei Prozent der indischen Bevölkerung von fast 1,4 Milliarden Menschen sind bislang immunisiert.

Pfarrer: "Seelische Anspannung ist enorm" 

Bei dem dramatischen Anstieg der Corona-Zahlen in Indien ist nach Einschätzung des deutschen Pfarrers Christoph Wildfang noch längst keine Besserung in Sicht. Die Menschen in Indien glaubten, dass das Schlimmste noch bevorstehe, sagte der Theologe in Neu-Delhi der Frankfurter "Evangelischen Sonntags-Zeitung". Der Höhepunkt der Infektionswelle werde um den 15. Mai herum erwartet.

"Die Menschen hier haben Angst", sagte Wildfang. "Jeder kennt einen, der an Corona erkrankt ist." Und auch bei einem gebrochenen Bein oder einer Kolik gebe es vielleicht keine Hilfe, weil die Krankenhäuser überfüllt seien. Seit August vorigen Jahres betreut der 62-Jährige im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Deutschsprachige Protestantische Gemeinde für Nordindien, Nepal und Bangladesch.

Ihn erreichen viele düstere und angsterfüllte Anfragen: "Was sollen wir bloß tun?" Seine online-Gesprächsangebote würden sehr gut angenommen. "Die Menschen schütten ihr Herz aus", sagte er. "Oft bitten sie um den Segen und um eine Fürbitte, um ein Gebet." Den meisten seiner Gemeindemitglieder gehe es ganz gut, aber "die seelische Anspannung ist enorm", fügte der Theologe hinzu. Er plant nicht, das Land zu verlassen. "Unser Glaube hilft und trägt", sagte er.
 

Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!