Oaxaca de Juárez/San José - Kolumbien hat sich aus einem Verfahren vor dem Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshof zurückgezogen, in dem es um die Entführung und Folterung der Journalistin Jineth Bedoya geht. Der Prozess sei nach der Entscheidung der kolumbianischen Regierung vorläufig ausgesetzt worden, teilte das Gericht am Dienstag (Ortszeit) in der costaricanischen Hauptstadt San José mit.
Am Montag hatte der Vertreter der kolumbianischen Regierung, Camilo Gómez, dem Gerichtshof Vorverurteilung sowie fehlende Objektivität vorgeworfen. Er kündigte an, die Abberufung von fünf der sechs Richter zu beantragen.
Durch Rückzug ein weiteres Mal zum Opfer gemacht
Bedoya war vor rund 21 Jahren von Paramilitärs entführt, gefoltert und vergewaltigt worden. Der Prozess, der digital übertragen wird, hatte in Kolumbien große Erwartungen geweckt. Es sei das erste Mal, dass die Gewalt gegen eine Journalistin und die geschlechtsspezifische Gewalt in Kolumbien vor einer internationalen Menschenrechtsinstanz verhandelt werde, schrieb die Tageszeitung "El Tiempo", für die Bedoya heute arbeitet. Sie selbst war es, die den Fall recherchiert hatte.
Vor knapp zwei Jahren wurden in dem Fall zwei Paramilitärs verurteilt. Wer hinter dem Verbrechen vom Mai 2000 steckt, ist jedoch bis heute nicht geklärt. Die Journalistin machte in ihrer Erklärung vor dem Gericht Polizisten mitverantwortlich.
Die Organisation FILP, die sich für Pressefreiheit einsetzt und das Verfahren verfolgt, erklärte, Bedoya werde durch den Rückzug Kolumbiens ein weiteres Mal zum Opfer gemacht. So werde verhindert, dass die Journalistin Gerechtigkeit finde.