Genf - Das syrische Assad-Regime hält laut einer UN-Untersuchung weiterhin Zehntausende Zivilisten willkürlich und unter schlimmsten Bedingungen gefangen. Viele Menschen seien in der Haft getötet worden oder schon seit Beginn des Syrien-Konflikts vor gut zehn Jahren eingesperrt, teilte eine UN-Untersuchungskommission am Montag in Genf mit.
In einem Report der Kommission heißt es, dass Inhaftierte Folter und sexueller Gewalt ausgesetzt seien. Zwar habe das Regime des Präsidenten Baschar al-Assad die meisten der betroffenen Menschen verschleppt, doch auch andere Parteien des Bürgerkriegs hätten sich schuldig gemacht.
Ermittlungen nur in wenigen Fällen
Alle Verschleppungen und alle Verbrechen müssten aufgeklärt werden, verlangte der Vorsitzende der UN-Kommission, Paulo Sérgio Pinheiro. Hunderttausende Familienmitglieder hätten ein Recht zu erfahren, was mit ihren Angehörigen geschehen sei. Doch nur in wenigen Fällen hätten Ermittlungen stattgefunden. Verschleppungen und Verhaftungen seien Instrumente, um Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten. Die UN-Kommission führte über 2.500 Interviews innerhalb von zehn Jahren zu dem Thema. Mehr als 100 Gefangenenlager seien erwähnt worden.
Der Syrien-Krieg begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands und des Irans gewann Assad die meisten Gebiete zurück. In die Kämpfe griffen auch die USA, die Türkei und weitere Länder ein.
Der UN-Menschenrechtsrat setzte 2011 die Untersuchungskommission zu Syrien ein, um Kriegsverbrechen und andere Verstöße gegen internationales Recht zu dokumentieren. Das Assad-Regime verweigert die Kooperation mit den Ermittlern.