Frankfurt a.M./Rangun - Trotz Machtdemonstrationen des Militärs gibt es in Myanmar neue Proteste gegen das Regime. Unter anderem demonstrierten am Montagmorgen (Ortszeit) etliche Menschen vor der Zentralbank in der früheren Hauptstadt Rangun, wie das Nachrichtenportal "Myanmar Now" berichtete. Dabei hat die Bevölkerung eine Nacht der Angst hinter sich. In Städten wie Rangun und Mandalay hatte die Junta Panzer und Militärlaster auffahren lassen. Zudem wurde das Internet für mindestens acht Stunden gekappt.
Aus Sorge vor einer Niederschlagung der Proteste und weiteren Massenverhaftungen forderten UN-Generalsekretär António Guterres sowie die diplomatischen Vertretungen der USA, Kanadas, der EU und Großbritanniens in Myanmar das Regime auf, von Gewalt abzusehen. Vor zwei Wochen hatte die Armee gegen die bis dahin regierende Partei "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geputscht.
In New York appellierte Guterres an Myanmars Militär und Polizei, dafür zu sorgen, dass das Recht auf friedliche Versammlung uneingeschränkt respektiert werde: "Berichte über anhaltende Gewalt, Einschüchterung und Schikanen durch Sicherheitskräfte sind inakzeptabel", heißt es in der UN-Erklärung von Sonntagabend (Ortszeit). Ähnlich äußerten sich die Botschafter vorwiegend westlicher Länder: Man verurteile die Beschränkungen grundlegender Freiheiten und Rechte für die Bevölkerung scharf.
Die Menschenrechtsorganisation Burma Campaign UK berichtete, überall in Myanmar würden Soldaten, Polizei und Gefängnisbusse gesichtet. Im nördlichen Kachin-Staat waren am Sonntagabend Demonstranten unter anderem mit Schüssen auseinandergetrieben worden, wie Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen. Mehrere Journalisten wurden verhaftet.
Seit dem Putsch vom 1. Februar seien mindestens 400 Festnahmen bestätigt worden, erklärte die Vereinigung zur Unterstützung politischer Gefangener (AAPP). Die Razzien finden hauptsächlich während der Nacht statt. Zudem hat das Militärregime Haftbefehle gegen mehrere bekannte Aktivisten ausstellen lassen, die führende Köpfe der Studentenproteste von 1988 waren. Die gestürzte De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi bleibt aufgrund grotesker Anschuldigungen weiter in Gewahrsam, wie lokale Medien berichteten. So wurde eine Anhörung vor Gericht wegen "illegalen Besitzes von Funkgeräten" nach Angaben ihres Anwalts auf Mittwoch verschoben.