Oaxaca de Juárez/La Esperanza - Nach dem Tod einer Frau in Polizeigewahrsam in der honduranischen Stadt La Esperanza hat Amnesty International eine lückenlose Aufklärung gefordert. Die Staatsanwaltschaft müsse eine zeitnahe, gründliche, unabhängige und unparteiische Untersuchung zu den Umständen des Todes von Keyla Martínez einleiten, forderte die Amerika-Sprecherin der Menschenrechtsorganisation, Erika Guevara Rosas, am Dienstag (Ortszeit). Dabei müssten auch geschlechtsspezifische Hintergründe beleuchtet werden.
Die 26-jährige Martínez war in der Nacht zum Sonntag festgenommen worden, weil sie gegen Corona-Schutzmaßnahmen verstoßen haben soll. Wenige Stunden später starb sie unter ungeklärten Umständen. Während die Polizei behauptet, die Studentin der Krankenpflege habe sich umgebracht, erklärte die Staatsanwaltschaft, dass die junge Frau getötet worden sei. Auch die Schwester der Verstorbenen widersprach der Selbstmordthese.
Der Tod der Frau hatte in Honduras in mehreren Städten zu Protesten geführt. In La Esperanza im südwestlichen Bundesstaat Intibucá lösten Polizisten eine Demonstration mit Tränengas auf, in der Hauptstadt Tegucigalpa protestierten Krankenpflege-Studentinnen und -Studenten der Nationalen Autonomen Universität von Honduras (UNAH). Die renommierte indigene Organisation Copinh sprach von einem "Verbrechen des Staates". Einer Untersuchung der UNAH zufolge hat die Zahl der Frauenmorde in den vergangenen Jahren zugenommen. Insbesondere seit Ausbruch der Corona-Pandemie sei die geschlechtsspezifische Gewalt angestiegen.