Berlin - Menschenrechtsorganisationen haben das vom Entwicklungsministerium initiierte Textil-Siegel "Grüner Knopf" als unzureichend kritisiert. Zahlreiche Firmen, deren Produkte mit dem Siegel ausgezeichnet würden, setzten die Kriterien des "Grünen Knopfs" nur lückenhaft um, erklärten die Frauenrechtsorganisation Femnet und die Schweizer Initiative "Public Eye" am Donnerstag. In der Umsetzung stelle das Siegel keine Garantie für soziale Produktionsbedingungen dar.
Das zeige sich unter anderem darin, dass die Firmen nur unzureichend über Gefahren in ihren Lieferketten berichteten, wie das Armutsrisiko für Näherinnen. Missstände wie geschlechtsspezifische Gewalt würden von vielen Unternehmen gar nicht als Menschenrechtsverletzung wahrgenommen, erklärten die Organisationen. Auch bei der unerlässlichen Gewerkschaftsfreiheit und den vorgesehenen Beschwerdemechanismen sehe es düster aus. Das Bundesentwicklungsministerium als Siegel- und Garantiegeberin müsse mehr als ein Jahr nach Einführung des "Grünen Knopfs" sofort gegensteuern, um zu verhindern, dass Firmen mit dem Siegel ihr Image verbessern könnten, ohne etwas dafür zu tun.
Femnet und "Public Eye" haben nach eigenen Angaben die öffentliche Kommunikation von 31 Firmen untersucht, deren Produkte mit dem "Grünen Knopf" ausgezeichnet sind. Davon gehen demnach nur acht Unternehmen auf spezifische Menschenrechtsrisiken in ihren Lieferketten ein, nur zwei berichten beispielsweise über die Gefahr, dass Näherinnen durch niedrige Löhne einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind.
Der "Grüne Knopf" wurde im September 2019 vom Bundesentwicklungsministerium lanciert und soll dafür sorgen, dass die ausgezeichneten Produkte ökologisch und sozial hergestellt werden. Derzeit können 58 Unternehmen das Siegel verwenden. Laut den Kriterien müssen die Firmen menschenrechtliche Risiken entlang der Lieferkette prüfen, bei Bedarf Maßnahmen ergreifen und darüber berichten. Positiv einzuschätzen sei, dass, im Gegensatz zu anderen Siegeln, der "Grüne Knopf" neben Kriterien, die sich auf die Produkte beziehen, auch 20 Unternehmenskriterien formuliert. Doch Firmen, die diese Voraussetzungen nur teilweise erfüllten, dürften nicht zertifiziert werden.