Frankfurt a.M./Kinshasa - Die frühere Kolonialmacht Belgien gibt die sterblichen Überreste des kongolesischen Unabhängigkeitskämpfers und Politikers Patrice Lumumba zurück. Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, erklärte laut dem Magazin "The East African" vom Mittwoch, der Nationalheld bekomme im Zuge der 61. Feier der Unabhängigkeit im Juni 2021 eine angemessene Bestattung in seinem Heimatland. Lumumba war nach der Unabhängigkeit 1960 erster Ministerpräsident des Landes und wurde ein Jahr später mutmaßlich unter belgischem Kommando ermordet.
Lumumbas Familie hatte die Rückführung der sterblichen Überreste vorangetrieben. Welche Überreste an den Kongo zurückgegeben werden, war zunächst unklar. Belgischen Medienberichten zufolge soll nur noch ein Zahn von dem Unabhängigkeitskämpfer erhalten geblieben sein. Der Zahn befand sich zunächst im Privatbesitz eines der mutmaßlich beteiligten belgischen Polizeibeamten und wurde im Zuge einer staatlichen Ermittlung 1999 sichergestellt. Der Rest des Leichnams war demnach direkt nach der Ermordung in Säure aufgelöst worden.
König Philippe entschuldigte sich für Kolonialverbrechen
Der 1925 geborene Lumumba kämpfte für die Unabhängigkeit des Kongo von Belgien und war deshalb mehrmals verhaftet und gefoltert worden. Nach der Unabhängigkeit 1960 war er Kongos erster frei gewählter Ministerpräsident. Nach nur drei Monaten wurde er jedoch wieder abgesetzt und im Januar 1961 grausam ermordet. Historikern zufolge hatten die USA den Mord gebilligt, weil sie in Lumumba einen Helfershelfer der Sowjetunion sahen.
Der belgische König Philippe hatte sich im Juni erstmals für die Kolonialverbrechen unter der Herrschaft des früheren Monarchen Leopold II. entschuldigt. In einem Brief an Präsident Tshisekedi brachte Philippe sein "tiefstes Bedauern für die Verletzungen der Vergangenheit" zum Ausdruck.