Bündnis: Arme Länder kommen bei Corona-Impfstoff zu kurz

Frankfurt a.M. - Im Wettlauf um ausreichend Corona-Impfdosen kommen die armen Länder nach Einschätzung einer globalen Allianz zur Impfung für alle gefährlich zu kurz. Reiche Staaten sicherten sich derzeit so viele Impfungen, dass bei einer Zulassung fast drei Mal mehr vorhanden wäre als zur Immunisierung der dortigen Bevölkerung nötig, erklärte die "People's Vaccine Alliance" am Mittwoch. Fast 70 arme Länder könnten hingegen im kommenden Jahr nur jede zehnte Person impfen, wenn der Entwicklung nicht gegengesteuert werde.

Der Zusammenschluss von Aktivisten und Organisationen wie Amnesty International, Oxfam oder Global Justice Now analysierte Daten zu Vereinbarungen zwischen den einzelnen Staaten und den Herstellern der acht führenden Impfstoff-Kandidaten. Demnach wären 67 Länder mit geringem oder mittlerem Einkommen weit abgeschlagen bei der Verfügbarkeit von Impfdosen für ihre Bevölkerung.

Reiche Länder sind überversorgt

Im Gegensatz dazu hätten reichere Länder im kommenden Jahr eine Überversorgung, wenn alle derzeit in klinischen Tests erprobten, vielversprechenden Kandidaten verfügbar wären, erklärt das Bündnis. Ganz vorne stehe dabei Kanada. Dort gäbe es dann so viel Impfstoff, dass alle Einwohner fünf Mal geimpft werden könnten. Den Daten zufolge hätten reiche Länder mit einem Anteil von lediglich 14 Prozent an der Weltbevölkerung bislang schon 53 Prozent der vielversprechendsten Impfstoffe gekauft.

Niemand dürfe von einer lebensrettenden Impfung ausgeschlossen sein, weil er in einem armen Land lebe oder nicht genug Geld in der Tasche habe, betonte Anna Marriott von der Hilfsorganisation Oxfam. "Doch wenn es keine dramatischen Veränderungen gibt, werden Milliarden Menschen weltweit noch jahrelang keine sichere und wirksame Impfung gegen Covid-19 erhalten."

Pharmaindustrie und Forschung müssten ihr Know-how und das geistige Eigentum an ihren Produkten so teilen, dass genug für alle produziert werden könne, fordert das Bündnis. Die Regierungen müssten das Möglichste tun, dass Covid-19-Impfungen als globales Gut fair und bedarfsgerecht verteilt werden. Ein Horten von Impfstoffen untergrabe die globalen Bemühungen um Schutz für alle, kritisierte Steve Cockburn von Amnesty International. Die reichen Länder verstießen damit gegen ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen.

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