Bonn/Berlin - Beim Anbau von Kakao gehören Armut und Kinderarbeit laut dem "Kakao-Barometer 2020" noch immer zum Alltag der betroffenen Bauern. Die entwicklungspolitischen Organisationen Inkota-Netzwerk, Südwind-Institut und Solidaridad forderten am Dienstag in Bonn als Mitherausgeber der Untersuchung Unternehmen und Regierungen dazu auf, ihre Versprechen zur Beendigung der Entwaldung, von Armut und Menschenrechtsverletzungen im Kakaosektor einzuhalten. Neben entsprechenden Gesetzen seien dabei auch die Beteiligung von Bauern und Arbeitern, vor allem in westafrikanischen Ländern wie Elfenbeinküste, Ghana, Kamerun und Nigeria, an Entscheidungsprozessen sowie die Zahlung existenzsichernder Preise im Kakaosektor nötig.
Das "Kakao-Barometer" wird von einem internationalen Konsortium zivilgesellschaftlicher Organisationen herausgegeben und gibt alle zwei Jahre einen Überblick über die Nachhaltigkeitsbemühungen im Kakaosektor. Im aktuellen Bericht wird von einer weit verbreiteten Armut von Kakaobauern, der Zunahme ausbeuterischer Kinderarbeit und von rechtswidrigen Entwaldungen berichtet. Der Anbau von Kakao unter illegalen Bedingungen finde immer noch einen Markt, weil es nicht verboten sei, von Menschenrechtsverletzungen und rechtswidrigen Entwaldungen zu profitieren, heißt es in dem Bericht. Trotz einiger Fortschritte fehle es weiterhin an Transparenz vonseiten der Unternehmen.
Nach Ansicht der Organisationen ist es nötig, verpflichtende Regulierungen zur Verbesserung der Situation einzuführen. "Solange die Schokoladenindustrie nicht bereit ist, höhere Kakaopreise zu bezahlen, lassen sich Armut und Menschenrechtsverletzungen in der Kakaolieferkette nicht beenden. Fairen Kakao wird es nicht zum Nulltarif geben", sagte Evelyn Bahn vom Inkota-Netzwerk. Der Geschäftsführer von Solidaridad in Westafrika, Isaac Gyamfi, erklärte: "Wir stehen am Scheideweg!" Bauern und Bäuerinnen brauchten ein existenzsicherndes Einkommen und einen Platz am Verhandlungstisch.