Frankfurt a.M./Addis Abeba - Weltweit wächst die Sorge vor dem Ausbruch eines Bürgerkriegs in Äthiopien. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte am Freitag auf Twitter, er sei zutiefst alarmiert über die Lage in dem Land am Horn von Afrika. In der nordäthiopischen Region Tigray sind diese Woche Kämpfe zwischen der Regierungsarmee und einer paramilitärischen Bewegung ausgebrochen, die für mehr Autonomie kämpft. Die Lage müsse sofort beruhigt und der Konflikt friedlich beigelegt werden, forderte Guterres.
Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte am Mittwoch die Mobilisierung und Entsendung von Truppen angeordnet. Seither kommt es zu Gefechten zwischen der Armee und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). UN-Generalsekretär Guterres erklärte, die Stabilität Äthiopiens sei für die gesamte Region wichtig.
Angriff auf Militärbasis verschärft Spannungen
Auslöser der militärischen Konfrontation war der mutmaßliche Angriff der TPLF auf eine Militärbasis am Mittwoch. Der Angriff verschärfte die seit Monaten bestehenden Spannungen zwischen der Bundesregierung in der Hauptstadt Addis Abeba und der Regionalregierung in Tigray. Die Regionalregierung hatte im September Wahlen abgehalten, obwohl das Parlament in Addis Abeba wegen der Corona-Pandemie alle Amtszeiten verlängert und sämtliche Wahlen verschoben hatte. Die Regionalregierung erklärte, die Regierung von Ministerpräsident Abiy nicht mehr anzuerkennen. Abiy wiederum erklärte die Regionalregierung für illegitim.
Die Armee kündigte laut einem Bericht des Senders BBC am Freitag an, mehr Truppen in die Region zu schicken. Seit Mittwoch gilt ein sechsmonatiger Ausnahmezustand in Tigray. Zudem wurde die Telefon- und Internetverbindung nach dem Ausbruch der Kämpfe gekappt. Das Nachbarland Sudan hat die Grenze zu Äthiopien geschlossen.
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat und wurde jahrzehntelang von Meles Zenawi regiert, der aus der Region Tigray stammt. Nach der Wahl von Abiy zum Ministerpräsidenten 2018 nahm der Einfluss der Tigray ab. Abiy gehört dem Volk der Oromo an, der größten Bevölkerungsgruppe. Er wurde wegen seines Friedensabkommens mit dem Nachbarland Eritrea 2018 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.