Berlin - In der Corona-Pandemie sind nach Angaben von "Brot für die Welt" humanitäre Helfer einer doppelten Bedrohung ausgesetzt. "Viele Regierungen verschärfen jetzt unter dem Vorwand von Corona ihre Repressionen gegen die Zivilgesellschaft", sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, Cornelia Füllkrug-Weitzel, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In einigen Ländern dürfe nicht berichtet werden, wie hoch die wahren Corona-Fallzahlen sind. Dort versuche die Regierung, die Lage zu verschleiern, auch ihre Hilflosigkeit oder Untätigkeit. "Dann werden Menschenrechtler und Journalisten verfolgt, die recherchieren und Zahlen bringen." Auch die Zahl der Morde steige.
Aber auch das Coronavirus selbst gefährde Helfer und Aktivistinnen in Entwicklungsländern heftig. "Täglich schreiben Partnerorganisationen, dass Mitarbeitende an Corona gestorben sind", sagte Füllkrug-Weitzel. "Wer den Menschen nahe sein will, kann das Ansteckungsrisiko nicht vermeiden - nicht unter den prekären hygienischen und sanitären Bedingungen, die in Slums oder vielen anderen Gebieten herrschen." Oft gebe es kaum Testmöglichkeiten, das Virus breite sich ungebremst aus. "Da können sich Helfer und Helferinnen nicht wirksam schützen."
Die Behörden indes könnten Aktivisten von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen leichter ausfindig machen und inhaftieren, weil sie gezwungen sind, bei einem Lockdown zu Hause zu bleiben. "Im Schatten der Pandemie können Regierungen jede denkbare Schweinerei begehen", kritisierte Füllkrug-Weitzel. So seien in Indien im Hauruck-Verfahren Gesetze an der Opposition vorbei durchs Parlament gepeitscht worden, die sofort in Kraft getreten seien. "Sie haben zum Ziel, die Handlungsfähigkeit der Zivilgesellschaft einzuschränken, sie weiter zu kriminalisieren und ihnen die Zugänge zu ausländischer Finanzierung noch weiter zu versperren."
Die Auswirkungen seien dramatisch: "Die Zivilgesellschaft in Indien wird regelrecht erwürgt." Dies treffe auch die Partnerorganisationen und den Kern der Arbeit von "Brot für die Welt", die Hilfe zur Selbsthilfe. Füllkrug-Weitzel befürchtet, dass das Beispiel in anderen autokratisch regierten Ländern Schule machen könnte. Auch in Brasilien würden Nichtregierungsorganisationen immer drastischer bedroht und verfolgt: "Es ist wirklich fürchterlich."