Welternährungsprogramm erhält Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis geht an die größte humanitäre Organisation der Welt, die sich der Bekämpfung des Hungers verschrieben hat. Damit betont das Nobelkomitee die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, gerade in der Corona-Pandemie. 

Frankfurt a.M./Oslo - Für seinen Einsatz gegen den Hunger in der Welt erhält das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Die weltgrößte humanitäre Organisation, die fast 100 Millionen Menschen versorgt, trage wesentlich zur Schaffung von Frieden in Konfliktregionen bei, erklärte das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo. Internationale Solidarität und multilaterale Zusammenarbeit seien heute wichtiger als je zuvor. Die Auszeichnung stieß auf ein positives Echo.

Nach Angaben der Vereinten Nationen hungerten 2019 etwa 690 Millionen Menschen. In der Corona-Pandemie sei die Zahl der Hungernden stark gestiegen, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. "Bis zu dem Tag, an dem wir einen medizinischen Impfstoff haben, ist Nahrung der beste Impfstoff gegen Chaos." Reiss-Andersen würdigte das WFP auch als treibende Kraft im Bemühen, den Einsatz von Hunger als Waffe in Konflikten zu verhindern. 

Steinmeier: "hochverdiente Anerkennung"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Vergabe des Preises an das Welternährungsprogramm als "hochverdiente Anerkennung". Das WFP habe über viele Jahre unzählige Leben gerettet hat, schrieb er an dessen Exekutivdirektor David Beasley. "Der Nobelpreis wird aber hoffentlich auch ein Weckruf sein", fügte Steinmeier hinzu. Denn es seien weltweite Anstrengungen nötig, um das nötige Geld für akute Hilfen bereitzustellen. 

Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierten der Organisation. Das WFP stehe für die Verantwortung der Weltgemeinschaft für jedes einzelne Menschenleben, erklärte Maas. Merkel hob laut der stellvertretenden Regierungssprecherin Ulrike Demmer hervor, dass die Arbeit des WFP in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie besonders verdienstvoll sei. 

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wertete die Auszeichnung des WFP als großartigen Erfolg. "Konflikte führen zu Hunger, und Hunger verstärkt Konflikte", betonte er. "Hunger zu bekämpfen, ist daher auch Friedenspolitik." In der Corona-Krise habe Deutschland seine Mittel für das WFP für 2020 auf insgesamt merh als 900 Millionen Euro erhöht. 

17.000 Mitarbeiter versorgen Hungernde

Das 1961 gegründete Welternährungsprogramm mit Sitz in Rom finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Beiträge der UN-Mitgliedsländer. Deutschland ist nach den USA zweitgrößter Geber. Rund 17.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versorgen Hungernde mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern, häufig in Katastrophen, Kriegen und Konflikten, wo sie sogar unter großen Risiken schwer zugängliche Gebiete, etwas in Syrien oder im Jemen erreichen. Sie arbeiten auch an der langfristigen Verbesserung der Ernährungssituation. Nach UN-Angaben sind 135 Millionen Männer, Frauen und Kinder akut von Hunger bedroht. Durch die Corona-Pandemie könnte sich diese Zahl verdoppeln.

WFP-Exekutivdirektor Beasley reagierte überrascht und erfreut auf den Nobelpreis. Der 63-jährige US-Amerikaner widmete die Auszeichnung den Beschäftigten, die unter Gefahren ihre Arbeit tun: "Sie sind da draußen in den schwierigsten und komplexesten Orten der Welt, wo Krieg, Konflikt, Klimaextreme herrschen", sagte er in einem auf Twitter verbreiteten Video: "Sie verdienen diese Auszeichnung."

Hilfsorganisationen begrüßen die Auszeichnung

Der Friedensnobelpreis ist in diesem Jahr mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (über 950.000 Euro) dotiert. Er wird traditionell am 10. Dezember vergeben, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel (1833-1896). Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed.

Auch Hilfsorganisationen begrüßten die Auszeichnung. "Wir dürfen der Zunahme des Hungers in der Welt nicht tatenlos zusehen", sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel. Nothilfe allein reiche aber nicht aus. Das gesamte globale Ernährungssystem müsse in Zukunft gerecht, agrarökologisch und demokratisch ausgerichtet werden. Nur so könne das nachhaltige Entwicklungsziel, den Hunger bis zum Jahre 2030 zu beenden, erreicht werden. 

Die Deutsche Welthungerhilfe nannte es einen Skandal, dass in vielen Gebieten Hunger als Kriegswaffe eingesetzt wird und Menschen vorsätzlich ausgehungert werden. Um den Hunger in der Welt zu besiegen, seien starke UN-Organisationen nötig, sagte Generalsekretär Mathias Mogge. 
 

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