Genf, Juba (epd). Die Pandemie habe zwei dicht besiedelte Camps in dem nordostafrikanischen Land erreicht, teilte die Organisation am Donnerstag in Berlin mit. Darunter sei auch das größte Lager des Landes mit mehr als 118.000 Vertriebenen nahe der Stadt Bentiu. Die Entwicklung sei besorgniserregend, auch weil es praktisch unmöglich sei, körperliche Distanz zu halten sei, erklärte der Landesdirektor von "Ärzte ohne Grenzen", Claudio Migletta. Bis zu zwölf Familienmitglieder teilten sich ein kleines Zelt. Selbst Wasser und Seife seien knapp.
Viele Menschen in den Camps seien zudem aufgrund von Malaria, Atemwegsinfektionen, Tuberkulose, HIV und Mangelernährung besonders gefährdet. Durch die Pandemie werde die Behandlung der Flüchtlinge insgesamt erschwert. "Ärzte ohne Grenzen" müsse seine Mitarbeiter schützen, während medizinische Gesichtsmasken und andere Schutzausrüstung immer knapper würden. Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, werde die oft lebensrettende Versorgung immer schwerer, warnte Migletta.
Weiter Gewalt und Flucht
Laut "Ärzte ohne Grenzen" leben mehr als 188.000 Südsudanesen in Lagern unter Obhut der Vereinten Nationen, wo sie sich Schutz vor den Bürgerkriegsparteien erhoffen. Die Zahl steige weiter. So seien trotz des jüngsten Friedensabkommens gerade erst 12.000 Menschen vor neuen Kämpfen um die Stadt Yei im Süden des Landes geflohen, einer Region, in der auch das Coronavirus verbreitet ist. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität sind im Südsudan bisher 203 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
Das Land mit rund elf Millionen Einwohnern hat eines der schwächsten Gesundheitssysteme der Welt. Trotz der Bildung einer Einheitsregierung zwischen Präsident Salva Kiir und dem ehemaligen Rebellenchef Riek Machar ist die Lage im Südsudan nach sechs Jahren Bürgerkrieg immer noch instabil.
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