Berlin, New York (epd). Die Vereinten Nationen befürchten dramatische Auswirkungen der Corona-Pandemie in Libyen. Wegen des bewaffneten Konflikts in dem nordafrikanischen Land stelle Covid-19 eine ernste Bedrohung für Gesundheit und Sicherheit aller Menschen dar, heißt es in einem am Mittwoch (Ortszeit) in New York veröffentlichten gemeinsamen Appell verschiedener UN-Organisationen. Rund 400.000 Libyer seien in den vergangenen Jahren aus ihren Häusern vertrieben worden, die Hälfte allein seit April 2019, als heftige Angriffe auf die Hauptstadt Tripolis begonnen hatten.
Kämpfe dauern an
Trotz wiederholter Rufe nach einer humanitären Waffenruhe dauerten die Kämpfe an und behinderten die Lieferung humanitärer Güter, heißt es weiter. Allein im März 2020 seien 851 Behinderungen von Helfern und Hilfslieferungen im Land gemeldet worden. Zugleich seien seit Jahresbeginn mehr als 3.200 Menschen im Mittelmeer aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht worden. Viele von ihnen landeten in einem von elf offiziellen Sammellagern für Flüchtlinge und Migranten, andere wiederum in inoffiziellen Camps, zu denen auch humanitäre Helfer keinen Zugang hätten.
Seit Jahresbeginn seien bei mindestens 15 Angriffen zudem Gesundheitseinrichtungen, Kliniken beschädigt und Mitarbeiter verletzt worden, hieß es weiter. Solche Attacken verletzten die Menschenrechte und seien während einer Pandemie besonders ungeheuerlich. Bis Mittwoch gab es den Angaben nach 64 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus, unter ihnen drei Todesfälle in verschiedenen Teilen Libyens.
Grundnahrungsmittel fehlen
Wegen der Pandemie mangele es in den meisten Städten an Grundnahrungsmitteln, erklärten die UN-Organisationen. Auch gebe es Meldungen, wonach Wasseranlagen angegriffen würden. Deshalb seien alle Konfliktparteien aufgerufen, die Wasserversorgung zu schützen. Gerade in der Pandemie gehöre das Händewaschen zu den grundlegenden Präventionsmaßnahmen.
Nach dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 hatten in Libyen Milizen die Kontrolle übernommen und das Land mit zunehmenden Machtkämpfen ins Chaos gestürzt.
Unterzeichnet haben den Aufruf unter anderen UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock, der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, die Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks Unicef, Henrietta Fore, und der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus.
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