"Ärzte ohne Grenzen": Sozioökonomische Triage ist nicht hinnehmbar

Die Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen" beklagt in der Corona-Pandemie einen dramatischen Mangel an Beatmungsgeräten und Sauerstoff in armen Ländern.

Berlin (epd). In Gaza gebe es derzeit nur etwa 20 Beatmungsgeräte für zwei Millionen Menschen und in der Zentralafrikanischen Republik drei Geräte für fünf Millionen Einwohner, sagte Christopher Stokes von "Ärzte ohne Grenzen" am Freitag. In Burkina Faso mit seinen 20 Millionen Einwohnern stünden überhaupt nur zwölf Intensivbetten zur Verfügung. Oft fehle in den Kliniken auch der Strom für Beatmungsgeräte.

Tödliche Kombination

Zu den wohlhabenderen Ländern gebe es eine Kluft mit tödlichen Folgen, die eine sozioökonomische Triage (Auswahl von Patienten) darstelle. Dass Minderheiten, gefährdete Gruppen, Slumbewohner und in einigen Fällen ganze Bevölkerungen von Behandlung ausgeschlossen würden, sei nicht zu akzeptieren. Der Süden der Welt könne sich nicht mit Seife und Flugblättern zum richtigen Händewaschen zufrieden geben. Stokes: "Wir müssen uns weigern zu akzeptieren, dass Tausende von Menschen, die an Covid-19 erkranken, sterben müssen - wegen Sauerstoffmangels."

Zugleich forderte der Experte für humanitäre Fragen, die Reisemöglichkeiten für medizinisches Hilfspersonal zu erleichtern und Ausrüstung, Medikamente sowie Schutzkleidung über Landesgrenzen hinweg bereitzustellen. In vielen Entwicklungsländern litten viele Menschen bereits an Tuberkulose, HIV/Aids, Cholera, Masern oder Malaria. Diese könnten sich zusammen mit Covid-19 als eine tödliche Kombination erweisen.

Direkt ans Bett

"Ärzte ohne Grenzen" versucht nach eigenen Angaben, in Burkina Faso über eine neue Anlage Sauerstoff in großen Mengen für mehrere Dutzend Patienten gleichzeitig zu produzieren. In einem Krankenhaus in Mali soll demnach ein an die Wand montiertes Versorgungssystem Sauerstoff direkt an das Bett der Patienten liefern. Die Organisation hat in mehr als 50 Ländern Corona-Hilfsprogramme gestartet.

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