Genf (epd). Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat das Einfrieren der US-Beiträge inmitten der Corona-Pandemie bedauert. Trotz der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Zahlungen vorläufig zu stoppen, werde die WHO den Kampf gegen die Pandemie fortsetzen, betonte Tedros am Mittwoch in Genf.
Der Äthiopier Tedros sagte, die WHO werde nun über die Stopfung finanzieller Löcher beraten. Wie hoch das Minus ausfallen werde, müsse die Organisation untersuchen. Trump hatte den Zahlungsstopp mit entscheidenden Fehlern der WHO im Kampf gegen die Corona-Pandemie begründet.
Der US-Präsident, der im November wiedergewählt werden will, spielte lange die Gefahr der Atemwegserkrankung Covid-19 herunter. Mittlerweile wütet die Pandemie in den USA von allen Ländern am schlimmsten.
Heftige Kritik
Trumps Ankündigung löste international heftige Kritik aus. UN-Generalsekretär António Guterres betonte, jetzt sei nicht die Zeit, Zahlungen an die WHO zurückzuhalten, die den Kampf gegen das Virus koordiniere. Die Corona-Pandemie sei eine der gefährlichsten Herausforderungen, die die Welt in einem Lebensalter zu meistern habe.
Auch die Bundesregierung stellte sich hinter die WHO. Gerade nun sei es wichtig, die Weltgesundheitsorganisation zu unterstützen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Dies sei die Position von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der gesamten Bundesregierung. Die WHO tue "eine unglaublich wichtige Arbeit", sagte Seibert.
Der Multimilliardär und Philanthrop Bill Gates kritisierte Trumps Entscheidung als gefährlich. Keine andere Organisation könne die WHO ersetzen, sagte er. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Gates ist einer der wichtigsten Geldgeber der WHO und anderer Gesundheitsinstitutionen.
Trump kündigt Untersuchung an
Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, betonte mit Blick auf Trump: Wer eigene Versäumnisse in der Bekämpfung der Corona-Pandemie mit Drohungen gegenüber der WHO verschleiere, riskiere letztlich Menschenleben. Amnesty International forderte den US-Kongress auf, Trump Entscheidung rückgängig zu machen.
Trump erklärte, die WHO habe die Ausbreitung des Erregers vertuschen wollen und sei China gegenüber zu freundlich. Er kritisierte vor allem die WHO-Empfehlung, keine Reise- und Handelsbeschränkungen zu China einzuführen. China ist das Ursprungsland des Erregers. Die USA verhängten Ende Januar einen Einreisestopp für Ausländer, die sich binnen 14 Tagen in China aufgehalten hatten.
Der US-Präsident kündigte eine Untersuchung der Rolle der WHO in der Krise an. Die USA sind der größte Geldgeber der Organisation mit Sitz in Genf, nach Angaben Trumps zahlt Washington pro Jahr zwischen 400 und 500 Millionen US-Dollar. Der Zweijahreshaushalt der WHO 2020 und 2021 beläuft sich auf rund 4,8 Milliarden Dollar.
Gefährdung von Projekten
Die 194 Mitgliedsländer zahlen reguläre Mitgliedsbeiträge, deren Höhe sich nach ihrer Wirtschaftskraft und Bevölkerung richten. Die USA kommen laut der WHO für 22 Prozent der regulären Mitgliedsbeiträge auf. Zudem erhält die WHO freiwillige Beiträge, die von Jahr zu Jahr variieren. Die freiwilligen Beiträge werden von Mitgliedsländern, anderen Organisationen, Stiftungen und Firmen entrichtet.
Ein Zahlungsstopp der USA würde die WHO schwer treffen. Projekte gegen Corona, zum Beispiel die Bereitstellung eines Heilmittels, könnten gefährdet werden. Zunächst gab es keine Zusicherungen anderer Mitgliedsländer, dass sie die wegfallenden US-Beiträge übernehmen würden. Zudem ist unsicher, ob die für Mai geplante Weltgesundheitsversammlung stattfinden wird.
Die 1948 gegründete WHO beschäftigt rund 7.000 Mitarbeiter in mehr als 150 Ländern, darunter Ärzte und andere medizinische Fachleute. Die Förderung der Gesundheit aller Menschen, Unterstützung beim Ausbruch von Epidemien, technische Hilfe für die Mitgliedsländer und das Ausarbeiten neuer Abkommen sind ihre Aufgaben.
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