Berlin, São Paulo (epd). Wenn sich das Virus in den Schutzgebieten verbreite, wäre das eine Tragödie, warnte der katholische Indianermissionsrat Cimi am Montag (Ortszeit). In den meisten Reservaten gebe es kein sauberes Wasser und nur sehr wenige Gesundheitsstützpunkte, die über keine Intensivbetten verfügten.
Die brasilianische Staatsanwaltschaft forderte die Regionalregierungen und die Indianerschutzbehörde Funai auf, unverzüglich Schutzmaßnahmen zu ergreifen und sprach von der Gefahr eines Massensterbens. Besonders besorgt zeigte sich Cimi über die Situation im bevölkerungsreichsten Indianerreservat Dourados im südwestlichen Bundesstaat Mato Grosso do Sul, in dem 18.000 Ureinwohner vom Volk der Guaraní Kaiowá leben.
Anderes Immunsystem
Cimi kritisierte, dass es überhaupt keinen Plan der Regierung für den Schutz der Indigenen gebe, obwohl sie vom Gesundheitsministerium als Risikogruppe eingestuft wurden. Die Ureinwohner haben ein anderes Immunsystem als die meisten Brasilianer und sind besonders anfällig für Viruserkrankungen wie Covid-19.
Die Regierung müsse unverzüglich ein Feldhospital im Schutzgebiet Dourados mit Intensivbetten errichten, fordert Flávio Vicente Machado von Cimi. Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, wurden die Indigenen aufgefordert, das Schutzgebiet nicht zu verlassen. Das sei aber nicht möglich, weil sie sich mit Lebensmitteln eindecken müssten.
Ohne Kontakt zur Außenwelt
Einem besonderen Risiko sind Völker ausgesetzt, die ohne Kontakt zur Außenwelt im Amazonasgebiet leben. Der staatliche Gesundheitsdienst für indigene Völker (Sesai) warnt, dass die Ureinwohner eine Covid-19-Erkrankung nicht überleben würden.
Laut Funai leben in Brasilien rund 900.000 Ureinwohner von 350 Ethnien. Das Volk der Guaraní ist mit 51.000 Indigenen das größte. Es gibt insgesamt 690 Schutzgebiete, die rund 13 Prozent der Landesfläche ausmachen.
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