Berlin (epd). Zur Stärkung der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern hat Oxfam zu Hilfen in Milliardenhöhe aufgerufen. Die Gesundheitsbudgets der 85 ärmsten Länder müssten verdoppelt werden, damit eine weitere Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt und eine angemessene Behandlung der Erkrankten sichergestellt werden könne, erklärte die Hilfsorganisation am Montag in Berlin. Dafür seien 160 Milliarden US-Dollar (etwa 145 Milliarden Euro) nötig. Dieser Betrag könne durch den Erlass von Schulden und zusätzliche Hilfsgelder bereitgestellt werden.
Vom Kampf gegen Ebola sei bekannt, welche Herausforderung es sei, die Ausbreitung eines Virus zu stoppen, erklärte die Geschäftsführerin der Organisation in Deutschland, Marion Lieser. "Wir müssen schnell handeln und zwar in einem Umfang, der historisch beispiellos ist. Andernfalls droht die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg." Die G20-Länder und andere führende Industrienationen müssten entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Drei Beatmungsgeräte auf eine Million Menschen
Die Menschen in den armen Ländern seien von der Pandemie besonders bedroht. Fast drei Milliarden Menschen haben Oxfam zufolge keinen Zugang zu sauberem Wasser oder angemessener medizinischer Behandlung. Schon die Gesundheitssysteme reicher Länder seien durch den Ausbruch überlastet, in den Entwicklungsländern seien die Herausforderungen für das medizinische Personal ungleich größer. "In Mali kommen auf eine Million Menschen nur drei Beatmungsgeräte, in Sambia gibt es für 10.000 Menschen einen Arzt", erklärte Lieser. Besonders schwierig sei die Lage von Frauen, weil sie 70 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen ausmachten und einen Großteil der unbezahlten Pflege- und Fürsorgearbeit übernähmen.
In den 85 ärmsten Ländern der Welt, in denen etwa die Hälfte der Bevölkerung lebe, muss die Pandemie Oxfam zufolge mit der Finanzierung und Umsetzung bestimmter Maßnahmen eingedämmt werden. Es brauche umfassende Investitionen in die Vorbeugung weiterer Infektionen, zehn Millionen zusätzliche Arbeitskräfte im Gesundheitsbereich, eine kostenlose Gesundheitsversorgung, das Öffnen privater Gesundheitseinrichtungen für die ganze Bevölkerung und den Zugang auch armer Länder und Menschen zu Medikamenten und Impfstoffen.
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