Venezuelas Opposition: Maduro verheimlicht wahre Corona-Zahlen

In Venezuela hat der Oppositionsführer und selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó der sozialistischen Regierung vorgeworfen, das wahre Ausmaß der Corona-Pandemie in dem Krisenland zu verschleiern.

Berlin, Caracas (epd). "Die Regierung lügt leider unverschämt, um keine Maßnahmen ergreifen zu müssen", sagte Guaidó am Montag (Ortszeit) in einer Ansprache via Twitter.

Damit gefährde das Regime unter Präsident Nicolás Maduro das Leben der Venezolaner. 71 Prozent der Menschen hätten keinen oder unzureichenden Zugang zu sauberen Wasser, sagte Guaidó. Damit könnten sie nicht einmal die elementarsten Schutzmaßnahmen gegen das Virus treffen.

84 Menschen infiziert

Maduro hatte bis zum 18. März verkündet, dass es in Venezuela keine Corona-Infizierten gebe. Inzwischen gab die Regierung bekannt, dass 84 Menschen infiziert seien. Die Opposition befürchtet eine weitaus größere Dunkelziffer, da Möglichkeiten für Tests kaum existierten.

Wie Amnesty International mitteilte, wurde der Journalist Davinson Rojas von Spezialeinheiten der Polizei inhaftiert, weil er über die Ausbreitung von Corona in Venezuela berichtet hatte. Am Samstag seien Beamte in sein Haus in Caracas gekommen und hätten ihn festgenommen. Rojas hatte via Twitter die offiziellen Zahlen der Corona-Infizierten angezweifelt. Am Montag wurde er einem Richter vorgeführt. Allerdings ist unklar, welche Delikte ihm vorgeworfen werden.

Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten

Der oppositionelle Abgeordnete Miguel Pizarro erklärte, das venezolanische Gesundheitswesen habe überhaupt keine Möglichkeiten, auf eine Ausbreitung des Coronavirus zu reagieren. Traurige Realität sei, dass 62 Prozent aller Krankenhäuser kein sauberes Wasser hätten. Zudem fehle es an Betten in Hospitälern, schrieb Pizarro, der auch Vertreter der Übergangsregierung unter Guaidó bei den Vereinten Nationen ist. Ärzte und Krankenschwestern verfügten über keinerlei Schutzkleidung. Auch Ärzteverbände hatten erklärt, dass Krankenhäuser nicht in der Lage seien, COVID-19-Kranke zu behandeln.

Venezuela steckt in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Es mangelt an Lebensmitteln, Medikamenten und Hygieneartikeln. Das medizinische System ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Täglich gibt es in großen Teilen des Landes Stromausfälle. Mehr als fünf Millionen Menschen, ein Sechstel der Bevölkerung, sind bereits aus Venezuela geflüchtet, die meisten davon ins Nachbarland Kolumbien. Inzwischen ist aber die Grenze geschlossen.

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