Berlin, Caracas (epd). In Venezuela hat die Polizei eine Demonstration der Opposition mit Gewalt gestoppt. Als die Demonstranten sich dem Parlamentsgebäude näherten, setzten die Sicherheitskräfte Tränengas und Wasserwerfer ein, wie die Tageszeitung "EL Nacional" am Dienstagabend (Ortszeit) berichtete. Einige Regimegegner warfen Steine in Richtung der Polizei. Der Protestmarsch wurde von dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó angeführt.
Drei Oppositionsabgeordnete wurden vom Geheimdienst festgenommen, zwei von ihnen sind inzwischen aber wieder frei, wie sie selbst auf Twitter bestätigten. Der Abgeordnete Renzo Prieto befinde sich aber weiter in Polizeigewalt, hieß es.
Guaidó: "Wir sind eine starke Macht"
Guaidó hatte seine Anhänger zu neuen Protesten gegen den sozialistischen Staatspräsidenten Nicolás Maduro aufgerufen. "Wir sind eine starke Macht, die das Land verändern kann", sagte er. In weiteren Städten des Landes kam es ebenfalls zu Protesten. Guaidó kündigte für Donnerstag eine weitere große Demonstration an.
Er hatte den Marsch in Caracas mit dem Ziel angeführt, wieder die Kontrolle über die Nationalversammlung zu erlangen, nachdem eine Splittergruppe der Opposition sie zusammen mit der regierenden sozialistischen Partei vor zwei Monaten übernommen hatte. Guaidó ist auch Parlamentspräsident. Es war die erste Demonstration, zu der er nach einer rund dreiwöchigen Reise durch Europa und Amerika aufgerufen hatte.
Kritik zurückgewiesen
Der Präsident der regierungstreuen verfassungsgebenden Versammlung, Diosdado Cabello, warf der Opposition vor, nur zu protestieren, um Geld aus imperialistischen Ländern zu bekommen. Gleichzeitig wies er die Kritik der UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet zurück, die dem Regime unter Maduro schwere Menschenrechtsverletzungen und außergerichtliche Hinrichtungen vorgeworfen hatte.
Rund 60 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen Guaidó mittlerweile als legitimen Übergangsstaatschef an. Allerdings konnte er sich in Venezuela bislang nicht durchsetzen. Maduro hat als größten Machtfaktor das Militär auf seiner Seite.
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