Argentiniens Präsident Fernández will Abtreibungen legalisieren

Bislang sind Schwangerschaftsabbrüche in Argentinien in der Regel verboten. Der argentinische Präsident Alberto Fernández will sie in den ersten Schwangerschaftswochen nun legalisieren lassen. Aktivistinnen freuen sich über die Ankündigung.

Berlin, Buenos Aires (epd). Der argentinische Präsident Alberto Fernández will Abtreibungen in den ersten Schwangerschaftswochen legalisieren lassen. Er werde dem Kongress innerhalb von zehn Tagen einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen, kündigte Fernández am Sonntag (Ortszeit) in einer Rede vor dem Parlament laut der Tageszeitung "El Clarín" an. "Abtreibungen passieren, sie sind ein Fakt", sagte er. Die Gesellschaft müsse die freie Entscheidung der Frauen respektieren.

In Argentinien sind Schwangerschaftsabbrüche bislang nur erlaubt, wenn die Frau eine Vergewaltigung nachweisen kann oder wenn ihr Leben durch eine Schwangerschaft gefährdet ist. In beiden Fällen muss eine richterliche Bestätigung eingeholt werden. Verstöße können mit bis zu vier Jahren Haft bestraft werden.

Hohe Dunkelziffer

Fernández betonte, dass die argentinische Verfassung seit 1921 Abtreibungen unter Strafe stelle. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Laut Amnesty International sind Komplikationen nach illegalen Abtreibungen die Hauptursache für Müttersterblichkeit in Argentinien. Die Dunkelziffer für illegale Abtreibungen liegt zwischen 300.000 und 500.000 pro Jahr.

Die Ankündigung von Fernández wurde von Aktivistinnen mit Jubel aufgenommen. Sie versammelten sich vor dem Kongressgebäude. Argentinien wäre das größte Land in Lateinamerika, das Schwangerschaftsabbrüche erlaubt, falls das Gesetz verabschiedet wird. Zu den Gegnern zählt vor allem die katholische Kirche. Auch deren Anhänger machten mobil und versammelten sich vor dem Kongressgebäude. Der aus Argentinien stammende Papst Franziskus hat sich gegen jede Form von Abtreibungen positioniert.

Starker Zulauf

Die Bewegung für die Legalisierung von Abtreibungen hatte starken Zulauf bekommen, nachdem im Februar vergangenen Jahres eine Elfjährige nach einer Vergewaltigung ein Kind geboren hatte. 2018 gab es bereits einen Vorstoß, Abtreibungen innerhalb der ersten drei Monate zu erlauben. Der Kongress billigte das Gesetz, der Senat stimmte aber dagegen.

Nur auf Kuba, in Uruguay und Guyana sind Abtreibungen in den ersten Schwangerschaftswochen erlaubt. Andere lateinamerikanische Länder ermöglichen unter bestimmten Bedingungen wie Vergewaltigungen und bei Gefahr für das Leben der Mutter Unterbrechungen der Schwangerschaft. In El Salvador, Honduras, Nicaragua, Haiti und der Dominikanischen Republik steht jegliche Form von Abtreibung unter Strafe und wird mit hohen Gefängnisstrafen geahndet.

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