Entwicklungsminister besucht Textilfabriken in Bangladesch

epd-bild/Rolf Zöllner
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (Archivbild)
Vor fast sieben Jahren stürzte in Bangladesch ein Fabrikhochhaus ein - mehr als 1.100 Menschen starben. Entwicklungsminister Müller besucht das südasiatische Land und mahnt: Mehr Konsum darf nicht zu weniger Menschenrechten führen.

München (epd). Der Kampf gegen Ausbeutung in der Textilindustrie und Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge sind die zentralen Anliegen eines Besuchs von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in Bangladesch und Indien. Am Dienstag besichtigt er in Bangladesch Textil- und Schuhfabriken und trifft sich mit Vertretern von Regierung, Gewerkschaften und Unternehmen. In der Hauptstadt Dhaka steht ein Gespräch mit Premierministerin Sheikh Hasina auf dem Programm.

Am Mittwoch macht der Minister sich in Flüchtlingslagern nahe der Grenze zu Myanmar ein Bild von der Lage der Rohingya, die als Angehörige der muslimischen Minderheit zu Hunderttausenden vor der Gewalt in ihrer Heimat geflohen sind. Im Anschluss stehen in Indien bis Freitag die Themen Ausbeutung und Kinderarbeit in den globalen Lieferketten im Fokus. Auch Gespräche mit Premierminister Narendra Modi und dem Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi sind vorgesehen.

Globalisierung müsse gerecht gestaltet werden

"Menschrechte sind unteilbar", betonte Müller am Montag beim Abflug in München. "Aber immer noch müssen 150 Millionen Kinder weltweit unter teils ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Für Millionen Arbeiter gibt es weder Arbeitssicherheit noch existenzsichernde Löhne." Die Katastrophe von Rana Plaza in Bangladesch habe die unsäglichen Bedingungen vor Augen geführt, unter denen noch immer Millionen Menschen in der Textilindustrie arbeiten müssten, sagte Müller. Beim Einsturz der Bekleidungsfabrik im April 2013 kamen mehr als 1.100 Menschen ums Leben, rund 2.500 wurden verletzt.

"Mehr Konsum bei uns darf nicht zu weniger Menschenrechten bei anderen führen", erklärte der Minister. Globalisierung müsse gerecht gestaltet werden. "Deswegen haben wir mit dem Grünen Knopf das erste staatliche Textilsiegel eingeführt, damit sich die Menschen in Deutschland beim Einkauf für sozial und ökologisch hergestellte Hosen, Rucksäcke oder T-Shirts entscheiden können." Bangladesch ist weltweit der zweitgrößte Textilproduzent, Deutschland der wichtigste Abnehmer von Textilien aus dem südasiatischen Land.

Unterstützung zugesichert

Müller arbeitet derzeit gemeinsam mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) an einem Lieferkettengesetz, wonach deutsche Firmen gegebenenfalls haften müssen, wenn sie mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten, die weder auf Menschenrechte noch auf ökologische Mindeststandards achten oder sittenwidrige Löhne zahlen. Als Blaupause soll dabei das staatliche deutsche Gütesiegel Grüner Knopf dienen. Mit dem Siegel werden Textilien von Unternehmen ausgezeichnet, die 46 ökologische und soziale Kriterien einhalten und die Lieferketten offenlegen.

Mit Blick auf die Rohingya forderte Müller, Myanmar müsse alles tun, um die Menschen zu schützen und den Geflohenen eine freiwillige Rückkehr zu ermöglichen. Er sicherte Bangladesch zu, dass Deutschland in diesem Jahr seine Unterstützung für die aufnehmenden Gemeinden weiter ausbauen werde. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten waren zahlreiche Angehörige der Rohingya vor Gewalt und Verfolgung aus Myanmar ins Nachbarland geflohen. Eine brutale Militäroffensive ab August 2017 trieb erneut mehr als 700.000 Menschen über die Grenze. In ihrer Heimat sind sie nach einem UN-Bericht vom Herbst weiter systematischer Verfolgung ausgesetzt.

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