Genf (epd). Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben schwere Vorwürfe gegen die Regierung des Südsudans erhoben. Unter dem Präsidenten Salva Kiir hätten Regierungsangehörige viele Südsudanesen wissentlich dem Hungertod ausgeliefert, erklärte die UN-Kommission für Menschenrechte im Südsudan am Donnerstag in Genf. Zudem hätten Politiker Staatseinnahmen abgezweigt.
Durch die weitreichende Korruption habe sich die Armut im Südsudan, in dem 2013 ein Bürgerkrieg begann, noch verschlimmert, hieß es in einem Bericht für den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen. Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) warnte am Donnerstag vor einer Verschärfung der Hungersnot im Südsudan. Rund die Hälfte der Bevölkerung werde in den kommenden Monaten zu wenig zu essen haben. Besonders gefährdet seien Kinder: In dem nordostafrikanischen Land sei mit einem Anstieg der hungernden Mädchen und Jungen auf knapp 13 Prozent zu rechnen.
Millionen Menschen auf der Flucht
Die Menschenrechtskommission warf den Konfliktparteien im Südsudan zudem vor, Millionen Menschen den Zugang zur Gesundheitsversorgung und Schulbildung versperrt zu haben. Millionen Euro seien statt in die Hilfe für die bedürftigen Menschen in die Taschen der Verantwortlichen geflossen: Neben der Plünderung öffentlicher Kassen hätten Regierungsmitglieder Gelder gewaschen, Steuern hinterzogen und Bestechungsgelder gezahlt und angenommen. Bis zum 22. Februar soll im Südsudan eine Regierung der nationalen Einheit gebildet und das rohstoffreiche Land in eine friedliche Zukunft geführt werden.
Im Südsudan sind sechs Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als zwei Millionen leben im benachbarten Ausland. Die Zahl der Opfer des Krieges wird auf 400.000 geschätzt. Zuletzt hatten Überflutungen nach Starkregen zahlreiche Menschenleben gekostet und ganze Landstriche zerstört.
Die FAO befürchtet, dass im Frühjahr jeder zweite Südsudanese hungern wird. Die UN-Organisation warnte in diesem Zusammenhang zudem, dass die Heuschreckenplage in der Region die Versorgungslage weiter verschlechtern könnte. Der Südsudan zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde.
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