Berlin, São Paulo (epd). Führende Vertreter der Urvölker Brasiliens haben gegen die Öffnung ihrer Gebiete für Bergbau und die Ansiedlung von industrieller Landwirtschaft protestiert. Etwa 50 Kaziken des Volkes der Guarani übergaben dem Kongress in Brasilia eine entsprechende Protestnote, wie der Indianermissionsrat Cimi am Mittwochabend (Ortszeit) bekanntgab. Darin forderten sie die Rücknahme der Pläne von Brasiliens rechtsextremem Präsidenten Jair Bolsonaro, die sie als "Projekt des Todes" und als Invasion in ihr Gebiet zurückwiesen.
Bolsonaro hatte schon mehrfach betont, dass er Indigene als Hindernis für Fortschritt ansieht. Er will ihre Territorien für Bergbau, industrielle Landwirtschaft und den Bau von Wasserkraftwerken freigeben, worauf die Minen- und Agrarlobby drängt. Betroffen von seinen Plänen sind vor allem das rohstoffreiche Amazonasbecken, aber auch die Gebiete der Ureinwohner im Süden Brasiliens.
"Ein offener Akt der Aggression"
Die Indianer vom Volk der Guarani aus den südlichen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul fordern in der Protestnote die Rückgabe ihres traditionellen Landes, das mehrheitlich in der Hand von Großgrundbesitzern ist. Bolsonaro hat alle Prozesse zur Legalisierung von Landbesitz von Ureinwohnern stoppen lassen.
Auf scharfe Kritik der Indigenen stieß auch die Nominierung eines evangelikalen Missionars als Chef der Indianerbehörde Funai für die unkontaktierten Völker. Ricardo Lopez Dias arbeitete für die New Tribes Mission (NTM), die heute unter dem Namen Ethnos360 arbeitet und für ihre aggressiven Kontaktierungsversuche bekannt ist, wie die Organisation Survival International erklärte. "Es ist ein offener Akt der Aggression, eine Ankündigung, dass diese Völker auch gegen ihren Willen kontaktiert werden sollen", erklärte die Organisation.
Die Funai, die für den Schutz der Indianer zuständig ist, wurde unter Bolsonaro weiter entmachtet und ihr Budget gekürzt, so dass illegale Eindringlinge in den Schutzgebieten kaum noch verfolgt werden können.
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