Frankfurt a.M. (epd). Die Heuschreckenplage in Ostafrika ist nach Ansicht von Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon für das ohnehin geschwächte Somalia eine besonders große Bedrohung. "Das kommt jetzt noch in ein Fass hinein, das schon am Überlaufen ist", sagte Bröckelmann-Simon dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Land am Horn von Afrika habe mit dem historischen Erbe eines 30 Jahre andauernden Krieges zu kämpfen, mit schwierigen Clan-Strukturen, ausländischem Ringen um Einfluss und Ressourcen und stehe wegen des Klimawandels extrem unter Druck, erklärte er. "Und jetzt auch noch die Heuschrecken."
Erst am Wochenende rief die somalische Regierung wegen der Heuschrecken den Notstand aus. Die Schwärme der Wüstenheuschrecken seien außergewöhnlich groß und zerstörten große Teile der Ernte und viel Viehfutter, begründete das Landwirtschaftsministerium den Schritt. Dadurch sei die Nahrungsversorgung für Menschen und Tiere in Gefahr. Deshalb müsse jetzt dringend gehandelt werden.
"Dann wird sich das Problem vervielfachen"
"Niemand weiß, was in ein, zwei Monaten geschieht, wenn die neue Brut schlüpft", mahnte Bröckelmann-Simon, der am Wochenende von einer Reise in die Region zurückkehrte. Sollten die derzeitigen Wetterbedingungen anhalten, "dann geht es im März, April richtig zur Sache", betonte er. "Dann wird sich das Problem vervielfachen." Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat gewarnt, dass sich die riesigen Schwärme ohne Eingreifen der internationalen Gemeinschaft bis Juni um das Fünfhundertfache vermehren könnten und die Ernährungssicherheit der gesamten Region gefährdet sein könnte.
Eine flächendeckende Prävention oder Bekämpfung der Heuschrecken hält Bröckelmann-Simon in Somalia allerdings aufgrund der Sicherheitslage für kaum machbar. Doch auf regionaler oder lokaler Ebene könnten die Menschen im Kampf gegen die Plage gestärkt werden. In Somalia sei bereits jetzt die Hälfte der zwölf Millionen Einwohner von Nahrungsmittelmangel bedroht, sagte der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks. Vor Dürre, Überschwemmungen und immer wieder Gewalt seien nach Schätzungen zudem rund 3,4 Millionen Somalier innerhalb ihres Landes auf der Flucht.
Auf internationale Hilfe angewiesen
"Die große Sorge richtet sich im Moment auch auf Kenia", sagte Bröckelmann-Simon. Dort liege derzeit der Schwerpunkt der Plage. Mit ihrer aktuellen Ausrüstung könnten die Kenianer die Schwärme nicht wirkungsvoll bekämpfen und seien deshalb auf internationale Hilfe angewiesen. Die FAO hat zur Unterstützung der drei am stärksten betroffenen Länder Somalia, Äthiopien und Kenia beim Einsatz gegen die Heuschreckenschwärme aus der Luft 70 Millionen Dollar veranschlagt.
Die Schwärme aus Hunderten Millionen Heuschrecken legen FAO-Angaben zufolge bis zu 150 Kilometer pro Tag zurück und zerstören dabei ganze Landstriche. Wenn ihnen nicht Einhalt geboten wird, drohen sie sich als nächstes im Südsudan und in Uganda auszubreiten.
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