Köln, New York (epd). Fast fünf Millionen Kinder in Burkina Faso, Mali und Niger sind laut Unicef 2020 auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das liege zum größten Teil an einem dramatischen Anstieg von Gewalt, die mit Angriffen auf Kinder und andere Zivilisten einhergehe, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Dienstag in New York mit. Kinder würden auch verschleppt und von bewaffneten Gruppen rekrutiert.
Die Unicef-Regionaldirektorin für West- und Zentralafrika, Marie-Pierre Poirier, zeigte sich erschüttert vom Ausmaß der Gewalt gegen Kinder in der zentralen Sahelzone: "Sie werden getötet, verstümmelt, sexuell missbraucht und Hunderttausende von ihnen haben traumatische Erfahrungen gemacht."
Verheerende Folgen
Laut Unicef verzeichnete Mali in den ersten drei Quartalen 2019 allein 571 schwerste Verstöße gegen Kinderrechte. Im gesamten Jahr 2018 waren es 544 solcher Vorfälle und 386 in 2017. Seit Anfang 2019 mussten in der gesamten Region mehr als 670.000 Jungen und Mädchen wegen bewaffneter Konflikte und Unsicherheit ihr zu Hause verlassen.
Die Gewalt hat den Angaben zufolge nicht nur verheerende Folgen für die Gesundheit der Kinder, sondern auch für ihre Bildung: Ende 2019 waren Unicef zufolge 3.300 Schulen in den drei zentralen Sahel-Ländern wegen der Gewalt geschlossen oder nicht mehr in Betrieb. Das seien sechs Mal mehr geschlossene Schulen als noch im April 2017. Rund 650.000 Kinder und 16.000 Lehrende seien davon betroffen.
Unsicherheit und Vertreibung erschweren zudem den Zugang vieler Familien zu Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser. Nach Unicef-Schätzungen werden in der zentralen Sahelzone dieses Jahr über 709.000 Kinder unter fünf Jahren an schwerer akuter Unterernährung leiden und lebensrettende Behandlung brauchen. Das Hilfswerk schätzt, dass es 2020 für die humanitäre Hilfe in der zentralen Sahelzone 208 Millionen US-Dollar (189 Euro) benötigt.
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