Frankfurt a.M. (epd). Zehn Jahre nach dem katastrophalen Erdbeben in Haiti hat sich die Karibikinsel nach Einschätzung deutscher Helfer noch immer nicht erholt. Die Probleme des von Armut geplagten Staates hätten sich vielmehr sogar verschärft, erklärte die Kindernothilfe am Mittwoch in Duisburg. Bei dem Beben vom 12. Januar 2010 waren rund 300.000 Menschen ums Leben gekommen, etwa zwei Millionen wurden obdachlos.
Um die Not zu lindern, fehlten ein funktionierender, engagierter Staat, gute öffentliche Krankenhäuser, Schulen und ausreichende Investitionen in die Bildung, betonte Pierre-Hugue Augustin, Leiter des Kindernothilfebüros in Haiti. Trotz aller Schwierigkeiten hätten aber die deutschen Helfer Beiträge zum Wiederaufbau leisten können.
"Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre"
Damit stießen sie allerdings an Grenzen, wie das Bündnis Entwicklung Hilft zum Jahrestag des Bebens erklärte. "Haiti war vor dem Erdbeben und ist bis heute das ärmste Land der westlichen Hemisphäre", lautet das Fazit. Das Land stecke derzeit auch wegen Korruption in der schwersten Krise seit Jahrzehnten. Seit mehr als einem Jahr gingen die Haitianer gegen die unerträgliche Armut auf die Straße und forderten politische Veränderungen.
In so komplexen Kontexten wie in Haiti reichten Hilfsgelder und das Engagement von internationalen Organisationen und Hilfswerken nicht aus, betonte Geschäftsführer Peter Mucke. "Dafür braucht es zuallererst einen lokal verankerten Reformplan, der langfristig gedacht ist und von den Akteuren gemeinsam umgesetzt wird." Haiti dürfe nicht auf ein humanitäres Problem reduziert werden, bekräftigte Katja Maurer vom Bündnis-Mitglied medico international. Die Bevölkerung dürfe in ihrem Anliegen nach einem funktionierenden Rechtsstaat nicht im Stich gelassen werden.
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