Unicef beklagt "tödliches Jahrzehnt" für Kinder

epd-bild/Sebastian Backhaus
Kinder im Irak (Archivbild)
Luftangriffe, Angriffe auf Schulen oder der Einsatz von Kindern in bewaffneten Gruppen: Seit 2010 hat sich laut Unicef die Zahl der dokumentierten Angriffe auf Kinder in Kriegsgebieten weltweit nahezu verdreifacht.

Köln (epd). Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen beklagt einen deutlichen Anstieg von schweren Kinderrechtsverletzungen in Kriegsgebieten. Seit 2010 habe sich die Zahl der dokumentierten Angriffe auf Kinder weltweit nahezu verdreifacht, teilte Unicef am Montag in Köln mit. Damit gehe ein "tödliches Jahrzehnt" für Kinder zu Ende, insgesamt summiere sich die Zahl der offiziell registrierten schweren Kinderrechtsverletzungen auf 170.000. Die Dunkelziffer liege noch deutlich höher.

Allein in der ersten Jahreshälfte 2019 seien über 10.000 solche Kinderrechtsverletzungen durch Luftangriffe, Einsatz von Sprengkörpern, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser sowie den Einsatz von Kindern in bewaffneten Gruppen oder durch sexuelle Gewalt nachgewiesen worden, erklärte Unicef. Im Jahr 2018 dokumentierten die Vereinten Nationen nach eigenen Angaben mehr als 24.000 schwere Kinderrechtsverletzungen. Mehr als 12.000 Kinder seien getötet oder verstümmelt worden. Die Zahl der Länder, die von Konflikten geprägt sind, sei seit der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989 auf dem höchsten Stand.

Erschreckende Zahlen aus Afghanistan

"Auf der ganzen Welt dauern Konflikte heute länger an, verursachen mehr Blutvergießen und fordern mehr junge Menschenleben", beklagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Sie betonte weiter: "Auf jede Gewalttat gegen Kinder, die Schlagzeilen macht und über die wir uns empören, kommen viele weitere, über die nicht berichtet wird."

Unicef verwies auf eine lange Liste von Beispielen: So seien in diesem Jahr in Nord- und Ostsyrien mindestens 32 Kinder durch Gewalt, Vertreibung und harte Wetterbedingungen gestorben. In Mali wurden 85 Kinder bei einem Angriff einer bewaffneten Gruppe auf das Dorf Ogossagou in der Region Mopti getötet. Im Jemen wurden im April bei einer Explosion in der Nähe von zwei Schulen in Sanaa 14 Kinder getötet und 16 weitere schwer verletzt. Im Nordosten Nigerias wurden Kinder als Sprengstoffattentäter in den Tod geschickt.

Tausende Kinder im Südsudan werden laut Unicef immer noch von Streitkräften und bewaffneten Gruppen festgehalten. In der Ostukraine wurden in diesem Jahr 36 Angriffe auf Schulen gemeldet. Erschreckende Zahlen kamen auch aus Afghanistan: Dort wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres täglich durchschnittlich neun Kinder getötet oder verstümmelt.

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