Fünf Todesurteile im Mordfall Khashoggi

Die Hintergründe des Mordes an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi sind weiter nicht aufgeklärt. Jetzt fällt ein Gericht in Riad Todesurteile. "Reporter ohne Grenzen" befürchtet, dass damit die eigentlichen Drahtzieher entkommen.

Frankfurt a.M., Riad (epd). Im Mordfall Jamal Khashoggi sind fünf Angeklagte zum Tode verurteilt worden. Gut ein Jahr nach der Bluttat in Istanbul befand ein Gericht in Riad sie der Tat oder der direkten Verwicklung in den Mord an dem saudischen Journalisten für schuldig, wie die Nachrichtenagentur SPA am Montag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft meldete. Unter anderem wegen Vertuschung des Verbrechens seien drei weitere Angeklagte zu insgesamt 24 Jahren Haft verurteilt worden, drei Personen seien freigesprochen worden. "Reporter ohne Grenzen" äußerte die Befürchtung, dass mit dem Urteil die Wahrheit über die eigentlichen Drahtzieher vertuscht werden solle.

Khashoggi war Anfang Oktober 2018 von einem saudischen Mordkommando in Istanbul getötet worden. Der im Exil in den USA lebende Journalist war dort in das Konsulat seines Heimatlandes gegangen, um Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Saudi-Arabien räumte später ein, dass der regimekritische Journalist im Konsulat getötet wurde.

Hintergründe der Tat weiter unklar

Die Hintergründe der Tat sind weiter unklar. Im Juni hatte die UN-Sonderberichterstatterin für außergerichtliche Hinrichtungen, Agnès Callamard, schwere Vorwürfe gegen Kronprinz Mohammed bin Salman erhoben. Es gebe stichhaltige Beweise dafür, dass der Thronfolger für den Mord an dem regierungskritischen Journalisten Verantwortung trage. Der Kronprinz hatte im September zwar eine politische Verantwortung für die Tat eingeräumt. Er wies allerdings den Vorwurf zurück, den Mord in Auftrag gegeben oder von ihm gewusst zu haben.

"Reporter ohne Grenzen" zeigte sich skeptisch über das Urteil vom Montag. "Wenn diese fünf Personen hingerichtet und für immer zum Schweigen gebracht werden, kommt möglicherweise niemals die Wahrheit ans Licht", sagte Geschäftsführer Christian Mihr. "Wir gehen nicht davon aus, dass die Todesstrafe hilft, Gerechtigkeit zu schaffen - im Gegenteil. Stattdessen fordern wir die vollständige Aufklärung des Verbrechens inklusive der Bestrafung der Drahtzieher und der politisch Verantwortlichen." Der Prozess habe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, ein zunächst als Mittäter benannter enger Vertrauter des Kronprinzen sei nicht unter den Beschuldigten gewesen, bemängelte die Organisation. In der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen" steht Saudi-Arabien auf Platz 172 von 180 Staaten.

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