Berlin, La Paz (epd). Boliviens Justiz hat gegen Ex-Präsidenten Evo Morales einen Haftbefehl erlassen. Morales werde Terrorismus, Finanzierung von Terrorismus und Anstiftung zum Aufruhr vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwochabend (Ortszeit) laut der Tageszeitung "La Razón" mit. Die Staatsanwaltschaft erließ demnach den Haftbefehl, nachdem ihr ein Audiomitschnitt zugespielt wurde. Darin soll Morales Straßenblockaden angeordnet haben, damit die Versorgung mit Lebensmitteln in Städten gestoppt werde. Der Sozialist, der das Land von 2006 bis zu seinem Rücktritt im November regiert hat, bezeichnete die Vorwürfe via Twitter als verfassungswidrig. Er werde sich nicht kriminalisieren lassen und den Kampf für eine freies Bolivien fortsetzen.
Morales derzeit in Argentinien
Generalstaatsanwalt Juan Lanchipa erklärte, die Vorwürfe gegen Morales bezögen sich auf seine Zeit nach der Präsidentschaft. Morales war am 10. November nach Protesten gegen die umstrittenen Präsidentschaftswahlen und auf Druck des Militärs zurückgetreten. Mexiko bot ihm politisches Asyl an. Derzeit befindet sich der 60-jährige Linkspolitiker jedoch in Argentinien und kündigte an, in seine Heimat Bolivien zurückkehren zu wollen. Argentiniens neuer linksgerichteter Präsident, Alberto Fernández, spricht von einem Putsch in Bolivien und erkennt Übergangspräsidentin Jeanine Áñez nicht an.
Seit Morales' Rücktritt ist es in Bolivien immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern und den Sicherheitskräften gekommen, bei denen mehr als 20 Menschen getötet wurden. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisieren den unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt der Sicherheitskräfte und verlangen eine Untersuchung der Vorfälle, bei denen Demonstranten durch Schüsse umkamen. Áñez hatte ein Dekret erlassen, dass Polizei und Militär Straffreiheit bei Gewalt gewährt.
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