Frankfurt a.M., Bangkok (epd). Menschenrechtler beklagen eine folgenschwere Bildungsmisere in den Rohingya-Flüchtlingslagern in Bangladesch. Die Regierung in Dhaka hindere Hilfsorganisationen daran, Rohingya-Kindern eine anerkannte Ausbildung innerhalb der Camps zukommen zu lassen, erklärte Human Rights Watch am Dienstag. Auch dürften Flüchtlingskinder keine Schulen außerhalb der Lager besuchen. Etwa 400.000 Rohingya-Kindern werde so das Recht auf Bildung verwehrt. Ihnen die Landessprache Bengali beizubringen, sei ebenfalls verboten.
Kinder, Eltern, Lehrer befragt
Für den Bericht "Sind wir nicht menschlich?" befragte die Organisation 163 Rohingya-Kinder, Eltern, Lehrer sowie Mitarbeiter von Behörden und Hilfsorganisationen. Bangladesch habe deutlich gemacht, dass die Flüchtlinge nicht für immer im Land bleiben könnten, hieß es. Kinder ihrer Bildung zu berauben, verschlimmere aber deren Lage, sagte der für Kinderrechte zuständige Leiter von Human Rights Watch, Bill Van Esveld. Unter anderem seien sie einem erhöhten Risiko von Armut, Kinderarbeit und Kinderehen ausgesetzt.
Vor einer brutalen Militäroffensive im buddhistisch dominierten Myanmar waren seit Ende August 2017 mehr als 740.000 muslimische Rohingya ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Weil Angehörige dieser Minderheit wiederholt vor Übergriffen der myanmarischen Armee flüchteten, leben im Südosten von Bangladesch mittlerweile mehr als eine Million Rohingya in überfüllten Camps. "Bangladeschs Regierung hat unzählige Leben gerettet, indem sie ihre Grenzen geöffnet und den Rohingya Zuflucht gewährt hat", betonte Van Esveld. "Sie muss jedoch ihre fehlgeleitete Politik beenden, Bildung für Rohingya-Kinder zu blockieren."
Bereits im August hatte das UN-Kinderhilfswerk Unicef erklärt, dass 280.000 Flüchtlingskinder zwischen 4 und 14 Jahren lediglich provisorischen Unterricht erhielten. 97 Prozent der 15- bis 18-Jährigen bekämen gar keine formale Bildung mehr.
Neuen Kommentar hinzufügen