Nobelpreisträger Mukwege fordert saubere Rohstoff-Lieferketten

epd-bild/Thomas Lohnes
Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege
Der kongolesische Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege fordert einen transparenten Handel mit Bodenschätzen und saubere Lieferketten, um die Gewalt in seinem Heimatland zu beenden.

Berlin (epd). Diese Gewalt sei in erster Linie wirtschaftlich begründet: Sie gehe von Externen aus, die sich die Rohstoffe im Kongo aneignen wollten, sagte Mukwege in einem Vortrag zum Thema "Traumatisierte Opfer und straffreie Täter - der bleibende Skandal im Kongo" am Montagabend in Berlin. Der Gynäkologe und Menschenrechtsaktivist operiert im Ostkongo vergewaltigte und schwer verstümmelte Frauen und ist einer der führenden Spezialisten auf seinem Gebiet. 2018 wurde er gemeinsam mit der Jesidin Nadia Murad, die sich für Frauenrechte einsetzt, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Vollständige Rückverfolgbarkeit

Mukwege betonte, die derzeitigen Bemühungen in der Europäischen Union zur Einführung von Sorgfaltspflichten in Rohstofflieferketten ab 2021 reichten nicht aus - weil sie nicht für alle Glieder der Kette verbindlich seien. Es müsse eine vollständige Rückverfolgbarkeit geben vom Abbau der Mineralien in den Minen im Ostkongo bis hin zum Endprodukt. Aus den derzeitigen Blutmineralien müssten Mineralien werden, die einer eigenständigen Entwicklung des Kongos dienten. Auch die Straffreiheit müsse ein Ende haben.

Mukwege sprach von einem "System brutaler Ausbeutung", das schon unter den belgischen Kolonialherrschern begonnen habe. Während die sogenannte zivilisierte Welt eine technologische Revolution erlebt habe, sei das "afrikanische Herz zum Bluten" gebracht worden. Mineralien aus dem Kongo führten in den Industrieländern zu Wachstum und Wohlstand, aber nie dort, wo sie gewonnen worden seien.

Vergewaltigung als Kriegswaffe

Multinationale Konzerne profitierten von dem Chaos, wenn Menschen auf überreichen Böden terrorisiert würden und ihre Heimat verlassen oder sich unterwerfen müssten, sagte Mukwege. Vergewaltigung sei als Kriegswaffe aufgetaucht, die dazu diene, Familien und Gemeinschaftsgefüge auseinanderzureißen. Die Traumatisierung betreffe nicht nur die direkten Opfer, sondern die gesamte Gesellschaft.

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