Berlin, Mexiko-Stadt (epd). Boliviens Ex-Präsident Evo Morales hat aus dem mexikanischen Exil heraus zu einem nationalen Dialog für die Befriedung des Landes aufgerufen. Er sei bereit, nach Bolivien zurückzukehren, "wenn mein Volk darum bittet", sagte der Sozialist in Mexiko-Stadt am Mittwoch (Ortszeit) auf einer Veranstaltung, wie die Tageszeitung "La Razón" berichtet. Bei erneuten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern von Morales und der Opposition kamen zwei Menschen ums Leben. Die Zahl der Toten bei den seit drei Wochen andauernden Protesten in Bolivien erhöhte sich damit auf zehn.
Die zweite Vizepräsidentin des Senats, Jeanine Añez, hatte sich am Dienstag zur Interimspräsidentin erklärt. Das Verfassungsgericht billigte die Machtübernahme. Die 52-Jährige muss innerhalb von 90 Tagen eine Neuwahl organisieren. Am Mittwoch stellte sie ihr aus elf Ministern bestehendes Kabinett vor. Mehrheitlich sind darin Politiker aus der Oppositionshochburg Santa Cruz vertreten.
Morales sieht sich weiterhin als Präsident
Morales sprach in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung "El País" erneut von einem Putsch. Die Selbstproklamation von Añez verstoße gegen die Verfassung, sagte der Sozialist. Das Parlament müsse seinen Rücktritt entweder annehmen oder ablehnen. "So lange es das nicht tut, bin ich weiterhin Präsident", fügte der 60-Jährige hinzu.
Morales hatte am Sonntag auf Druck des Militärs seinen Rücktritt erklärt. Der Sozialist hatte sich nach der Präsidentschaftswahl am 20. Oktober zum Sieger in der ersten Runde erklärt, obwohl die Opposition und internationale Beobachter ihm Wahlbetrug vorgeworfen hatten.
Neuen Kommentar hinzufügen