Indien teilt Kaschmir-Region

Die Region Kaschmir befindet sich weiterhin im Ausnahmezustand. Indien hat die Region nun aufgeteilt: Der bisherige Bundesstaat Jammu und Kaschmir wurde in zwei neue Verwaltungseinheiten verwandelt. Der Sonderstatus ist aufgehoben.

Dubai, Neu-Delhi (epd). Indien spaltet die umstrittene Unruheregion Kaschmir auf: Der bisherige Bundesstaat Jammu und Kaschmir wurde am Donnerstag offiziell in zwei neue Verwaltungseinheiten verwandelt, die beide unter direkter Kontrolle der Zentralregierung in Neu-Delhi stehen. Neben dem Territorium Jammu und Kaschmir gibt es nun auch Ladakh.

Der Schritt erfolgte nach der Entscheidung der Regierung im August, den Sonderstatus für die Region Kaschmir aufzuheben und sie ganz in Indien aufgehen zu lassen. Dies brachte die Nachbarländer Pakistan und China auf, die beide Ansprüche auf Teile des Gebietes stellen. Die Kaschmir-Region ist mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während das mehrheitlich buddhistische Ladakh im Nordosten kulturell und historisch eng mit Tibet verbunden ist.

China nannte den Schritt "illegal"

Am Donnerstag wurden auch die beiden neuen Gouverneure für Jammu und Kaschmir sowie für Ladakh offiziell in ihr Amt eingeführt. Der indische Ministerpräsident Narendra Modi erklärte, die neuen Aufgliederung werde die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern. Er versprach "neue Straßen, neue Eisenbahnlinien, neue Schulen und neue Krankenhäuser". Als Unions-Territorien haben Jammu und Kaschmir sowie Ladakh weit weniger Autonomie als zuvor. China nannte den Schritt "illegal" und "nichtig". Pakistan hatte an die Vereinten Nationen appelliert, Indiens Entscheidung zu verurteilen.

Die Rücknahme der Sonderrechte von Jammu und Kaschmir und die Teilung des Gebietes ist eine der weitreichendsten Verfassungsänderungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947. Das Kaschmir-Gebiet ist seit mehr als sieben Jahrzehnten Streitpunkt zwischen Indien und Pakistan, die beide die Region für sich reklamieren. Die verfeindeten Atommächte haben bereits drei Kriege um Kaschmir geführt.

Hunderte Kaschmiris weiter in Haft

Auch drei Monate nach der Entscheidung befindet sich Kaschmir weiterhin im Ausnahmezustand. Internet-Dienste sind unterbrochen und viele Geschäfte geschlossen. Hunderte Kaschmiris befinden sich weiter in Haft.

Indiens Verfassung sicherte bislang Kaschmir in Artikel 370 weitgehende Sonderrechte zu: unter anderem war der Bundesstaat Jammu und Kaschmir berechtigt, seine eigene Verfassung zu haben. Außerdem durften nur Menschen aus Kaschmir im Himalaya-Tal Land erwerben und sich dort ansiedeln. Auch wenn die Autonomie des Bundesstaates in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgehöhlt wurde, hatte sie einen enormen symbolischen Wert für die Bevölkerung.

Der nun aufgehobene Sonderstatus galt als ein klares Bekenntnis zu einem säkularen Indien, für den sich Staatsgründern und Unabhängigkeitskämpfern wie Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru eingesetzt hatten, und der als ein Gegenmodell zur religiös motivierten Staatsgründung von Pakistan diente. Viele Kaschmiris befürchten, dass mit der Aufhebung des Sonderstatus die Region "hinduisiert" werden soll. Die regierende Bharatiya Janata-Partei war mit dem Wahlversprechen angetreten, Kaschmir voll im mehrheitlich hinduistischen Indien zu integrieren.

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