Bonn/Genf (epd). Nach der Absage des für Dezember geplanten Weltklimagipfels in Chile blieb am Donnerstag weiter unklar, ob und wohin die Konferenz kurzfristig verlegt werden kann. Im Gespräch war unter anderem die frühere Bundeshauptstadt Bonn. Die Deutsche Klima-Allianz warnte, der Gipfel dürfe nicht ausfallen. 2020 sei ein entscheidendes Jahr für die internationale Klimapolitik.
UN-Sprecher Farhan Haq sagte in New York, nach der Absage durch die chilenische Regierung müssten Alternativen erörtert werden. Als möglicher neuer Tagungsort galt zunächst auch Bonn, wo das UN-Klimasekretariat ansässig ist. Schon 2017 hatte der jährliche UN-Klimagipfel in der Stadt am Rhein stattgefunden, weil der eigentliche Gastgeber Fidschi-Inseln das Großereignis logistisch nicht bewerkstelligen konnte.
Eine Entscheidung des UN-Klimasekretariats
Eine Sprecherin der Stadt Bonn äußerte sich allerdings skeptisch und sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass die ehemalige Bundeshauptstadt bei einem Beschluss über die Ausrichtung des Gipfels selbst "keine Rolle spiele". Dies sei vielmehr eine Entscheidung des UN-Klimasekretariats in Abstimmung mit dem Bundesumweltministerium.
Zugleich meldete die Sprecherin Zweifel an, dass der Klimagipfel kurzfristig an einen anderen Ort verlegt werden könne. Die Organisation des Gipfels 2017 habe eine Vorbereitungszeit von elf Monaten erfordert. Zudem habe die Bundesregierung damals für die Ausrichtung des Treffens 130 Millionen Euro bereitgestellt.
Suche werde "einige Zeit" dauern
Der deutsche Umweltstaatsekretär Jochen Flasbarth twitterte, es gehe bei der Suche nach einem Gipfelort nicht nur um Professionalität und Engagement - es müsse auch logistisch möglich sein. "Das ist für viele potenzielle Ausrichtungsorte die Problematik - auch für Bonn. Und im übrigen ist es nicht unbedingt erstrebenswert, es immer häufiger im globalen Norden zu machen", ergänzte Flasbarth in dem Kurznachrichtendienst.
Die Suche nach einem neuen Konferenzort wird nach Aussage eines Diplomaten der Vereinten Nationen in Genf "einige Zeit" dauern. Ob der Gipfel tatsächlich wie geplant im Dezember stattfinden könne, ließ er offen.
Klima-Allianz: Gipfel dürfe nicht ausfallen
Die Geschäftsführerin der Deutschen Klima-Allianz, Christiane Averbeck, erklärte in Berlin, der Gipfel dürfe nicht ausfallen. Es gehe darum, dass alle Staaten ihre unzureichenden Klimabeiträge so erhöhen, dass die Erderhitzung gestoppt werden kann. Außerdem müsse die Konferenz das internationale Klimaschutz-Regelbuch vervollständigen.
Der Gipfel hätte vom 2. bis 13. Dezember in der chilenischen Hauptstadt Santiago stattfinden sollen. Delegierte aus mehr als 190 Ländern wollten über die weitere Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten. Der Vertrag von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Beim letzten Gipfel im polnischen Kattowitz beschlossen die Staaten ein Regelbuch, das die Vorgaben des Pariser Abkommens konkretisiert.
Greta Thunberg wartet ab
Grund für die Absage Chiles sind politische Unruhen. Das südamerikanische Land wird derzeit von Massenprotesten gegen die Sozialpolitik der konservativen Regierung unter Präsident Sebastián Piñera erschüttert. Es kam zu Ausschreitungen und gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten. Nach Regierungsangaben wurden bei den Protesten mindestens 20 Menschen getötet.
Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die zu dem Gipfel nach Santiago reisen wollte, erklärte über den Nachrichtendienst Twitter, ihre Gedanken seien bei den Menschen in Chile. Sie werde nun abwarten, bis es mehr Informationen über die mögliche Verlegung der Konferenz gebe.
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