Teepflücken für Hungerlöhne

epd-bild / Friedrich Stark
2018 importierte Deutschland insgesamt etwa 13.750 Tonnen Tee aus Indien, so viel wie aus keinem anderen Land (Archivbild)
Oxfam-Studie weist auf Missstände in Indien hin
Schwarztee mit bitterem Beigeschmack: Auf Teeplantagen im indischen Assam werden Hungerlöhne gezahlt und arbeitsrechtliche Standards gebrochen, kritisieren Menschenrechtler. Deutsche Supermärkte und Hersteller wollen konkreten Vorwürfen nachgehen.

Berlin (epd). Hungerlöhne, Schikanen, giftige Pestizide: Menschenrechtler prangern die Arbeitsbedingungen auf Teefarmen im indischen Bundesstaat Assam an. Auf vielen Plantagen würden arbeitsrechtliche Standards gebrochen und zu niedrige Löhne gezahlt, erklärte die Hilfsorganisation Oxfam in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Arbeiterinnen und Arbeiter würden unter Mindestlohn bezahlt und seien Pestiziden ohne Schutzkleidung ausgesetzt. Deutsche Supermärkte und Markenhersteller räumten ein, dass es Missstände im Teesektor gebe und kündigten an, konkreten Vorwürfen nachzugehen.

Rewe sei sich der Herausforderungen im Teesektor bewusst, sagte eine Unternehmenssprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Verstöße gegen Gesetze und Mindestlöhne seitens der Lieferanten würden nicht toleriert, sondern sanktioniert - "bis hin zur Auslistung". In der Oxfam-Studie werde aber weder eine zeitliche Einordnung, noch ein konkreter Bezug hergestellt, mit dem das Unternehmen den "pauschal formulierten Vorwürfen" nachgehen könne.

Möglichen Missständen nachgehen

Aldi Süd kündigte an, konkreten Vorwürfen zu möglichen Missständen gemeinsam mit den Lieferanten nachzugehen. Der Großteil des Tee-Sortiments trage bereits jetzt die Nachhaltigkeits- oder Biosiegel verschiedener Organisationen, sagte eine Unternehmenssprecherin dem epd. Aldi Nord und Lidl beziehen ihren Tee aus Assam nach eigenen Angaben ausschließlich von zertifizierten Plantagen. Der Oxfam-Studie zufolge kommt es in Assam allerdings auch auf zertifizierten Plantagen zu Rechtsbrüchen.

Die deutschen Marken Teekanne und "Ostfriesische Teegesellschaft" verarbeiten ebenfalls Teeblätter aus Assam. Beide Hersteller räumten ein, dass es Probleme auf den Plantagen gebe. Die "Ostfriesische Teegesellschaft" verlange von ihren Lieferanten die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards, erklärte das Unternehmen. Der Düsseldorfer Markenhersteller Teekanne teilte mit: "Ob sich unter den untersuchten Plantagen Lieferanten von Teekanne befinden, wissen wir nicht." Allerdings hätten Unternehmensmitarbeiter die Lieferanten in Assam besucht: "Die von Oxfam angeprangerten drastischen Missstände wurden hierbei zu keiner Zeit festgestellt."

Auch auf Plantagen, die das Nachhaltigkeitssiegel der Organisation "Rainforest Alliance/UTZ" tragen, werden der Oxfam-Recherche zufolge arbeitsrechtliche Standards verletzt. Trotz jährlicher Kontrollen könne die Einhaltung aller Kriterien nicht immer garantiert werden, räumte die Organisation gegenüber dem epd ein. "Geht es um Löhne und Schutzkleidung wissen wir, dass es in Assam immer wieder Herausforderungen gibt." Die Organisation kündigte an, in den kommenden Wochen einen Aktionsplan für die Teeindustrie in Assam vorzulegen.

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