Frankfurt a.M. (epd). Angesichts der Gewalt vor der Präsidentenwahl in Afghanistan bekräftigen Flüchtlingsorganisationen ihre Forderung, Abschiebungen an den Hindukusch zu stoppen. "Innenpolitisches Wunschdenken ist mit der brutalen Realität in Afghanistan nicht in Einklang zu bringen", sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt am Freitag. "Auch die Innenminister der Länder müssen sich dieser Realität stellen und die Politik der verschlossenen Augen beenden. Afghanistan ist nicht sicher", erklärte Burkhardt am bundesweiten Tag des Flüchtlings, der im Rahmen der Interkulturellen Woche der Kirchen begangen wird.
In Afghanistan wird am Samstag gewählt. Die Vorbereitungen der Abstimmung wurden von täglicher Gewalt überschattet. Für den Wahltag haben die radikalislamischen Taliban unter anderem Angriffe auf Wahllokale angekündigt.
Gegenwärtig schieben alle Bundesländer Straftäter, sogenannte Gefährder und Afghanen ab, die die deutschen Behörden über ihre Identität getäuscht haben. Nur Bayern schickt auch andere ausreisepflichtige Afghanen in ihre Heimat zurück.
Immer härtere Gangart
Der Bayerische Flüchtlingsrat beklagte eine immer härtere Gangart: "Bayern sorgt mit zahlreichen Kandidaten dafür, dass die Abschiebemaschinerie nach Kabul weiterlaufen kann." Zwar führten zivilgesellschaftliche Proteste oft dazu, dass ein Flüchtling in Deutschland bleiben dürfe. Andere, genauso gut Integrierte landeten hingegen in Kabul.
"Das ist keine Humanität, sondern durch feudale Gönnerhaftigkeit schlecht kaschierte Härte", kritisierte der Flüchtlingsrat. Bayerns Haltung unterstreiche "den ganzen Zynismus, mit dem junge Menschen in eine lebensbedrohliche und für viele ausweglose Situation geschickt werden".
Die Interkulturelle Woche ist eine bundesweite Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Die Aktionswoche mit 5.000 Veranstaltungen in mehr als 500 Städten läuft noch bis Sonntag.
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