Rom/Genf (epd). Das private Rettungsschiff "Ocean Viking" im Mittelmeer sucht einen sicheren Hafen für 218 gerettete Flüchtlinge an Bord. Die Crew hat an Italien und Malta appelliert, die Erlaubnis zum Anlanden zu erteilen, wie "Ärzte ohne Grenzen" am Freitag per Twitter miteilte. Die Flüchtlinge waren bei vier Einsätzen seit Dienstag aus Seenot gerettet worden. Zuletzt waren den Angaben zufolge 36 Menschen am Donnerstagabend aus einem Holzboot aufgenommen worden. Diesen Einsatz in internationalen Gewässern hätten die maltesischen Marinebehörden koordiniert, teilte "Ärzte ohne Grenzen" mit.
Suche nach sicherem Ort
Malta und Italien verweigerten privaten Rettungsschiffen bislang die Einfahrt in ihre Hoheitsgewässer und ihre Häfen. "Ärzte ohne Grenzen" betreibt die "Ocean Viking" gemeinsam mit der Organisation SOS Méditerranée. Die meisten der Flüchtlinge an Bord waren aus der libyschen Rettungszone aufgenommen worden. Libyen ist aus Sicht der Rettungsorganisationen kein sicherer Ort, da Flüchtlinge und Migranten dort in unmenschlichen Lagern interniert und gefoltert werden.
Laut "Ärzte ohne Grenzen" wurden in der Nacht auf Freitag 120 aufgegriffene Flüchtlinge von der libyschen Küstenwache nach Tripolis zurückgebracht. In den vergangenen fünf Tagen seien fast 500 Menschen an der Flucht aus Libyen gehindert worden. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtete, ein Sudanese sei am Donnerstag erschossen worden, als sich eine Gruppe von Migranten ihrer erzwungenen Rückführung in ein Internierungslager in der libyschen Hauptstadt Tripolis widersetzten.
Rund 63.500 Migranten und Flüchtlinge sind laut der IOM seit Beginn des Jahres mit Schlepperbooten über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Damit hätten von Januar bis Mitte September etwa ein Fünftel weniger Menschen die Küsten Europas erreicht als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, teilte die IOM mit. Von Januar bis Mitte September 2018 seien 78.000 Migranten und Flüchtlinge in Europa an Land gegangen.
Restriktive Flüchtlingspolitik
Die UN-Organisation erklärte den Rückgang auch mit der restriktiven Flüchtlingspolitik europäischer Staaten. Die meisten Menschen erreichten laut IOM seit Januar Griechenland, es seien knapp 33.000 gewesen. Danach folgten Spanien, Italien, Malta und Zypern. Bei der Passage über das Mittelmeer mit den kaum seetauglichen Booten seien in diesem Jahr bereits 953 Menschen ums Leben gekommen. Im Vorjahreszeitraum seien es 1.839 Todesfälle gewesen. Die Dunkelziffern könnten jeweils weitaus höher liegen, hieß es.
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