Rettungsschiff "Ocean Viking" sucht weiter nach sicherem Hafen

epd-bild/Christian Ditsch
Demo für Seenotrettung und sichere Häfen
Die "Ocean Viking" bittet eindringlich um die Erlaubnis zur Anlandung in einem sicheren Hafen. 82 Flüchtlinge harren an Bord aus. Eine hochschwangere Frau wurde evakuiert.

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Das Rettungsschiff "Ocean Viking" mit 82 geretteten Flüchtlingen an Bord hat am Donnerstag weiter nach einem sicheren Hafen gesucht. Die Besatzung habe die italienischen und maltesischen Behörden eindringlich um die Erlaubnis für eine Anlandung gebeten, nachdem die libysche Rettungskoordinationsstelle vorgeschlagen habe, die Menschen nach Libyen zurückzunehmen, erklärte der Koordinator von "Ärzte ohne Grenzen" auf dem Schiff, Erkinalp Kesikli. Eine Rückführung nach Libyen würde jedoch gegen internationales Recht verstoßen.

Leben von Baby in Gefahr

Am Mittwochabend waren eine hochschwangere Frau und ihr Mann von der "Ocean Viking" evakuiert worden, weil es bei der Frau schwere medizinische Komplikationen gab, wie "Ärzte ohne Grenzen" und die Rettungsorganisation SOS Mediterranée, mitteilten, die gemeinsam das Schiff betreiben. Das Paar sei per Helikopter nach Malta gebracht worden. Die Hebamme von "Ärzte ohne Grenzen" an Bord habe festgestellt, dass das Leben der Frau, die im neunten Monat schwanger ist, und des Kindes in Gefahr waren.

"Für die meisten Menschen ist es vermutlich undenkbar, dass eine Frau, deren Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten ist, oder eine Familie mit Kindern ihr Leben auf dem Meer riskiert, statt in Libyen zu bleiben", sagte Koordinator Kesikli. Viele der Geretteten zeigten jedoch Narben, darunter von Kugeln und Stockschlägen. "Und das sind nur die körperlichen Verletzungen." Viele Flüchtlinge hätten Grauenhaftes erlebt, seien missbraucht und ausgebeutet worden, seien traumatisiert.

Ein Dutzend unbegleitete Minderjährige

"Die Europäischen Länder müssen sich über ihre Rolle klarwerden, die sie bei der weiteren Traumatisierung dieser Menschen spielen durch unnötige Verzögerungen bei deren Anlandung in einem sicheren Hafen", sagte Kesikli. So werde ein System gestützt, in dem sich Libyen für die Flüchtlinge als Falle erweise.

Das Schiff befand sich am Donnerstag südlich zwischen Lampedusa und Malta. Die Crew der "Ocean Viking" hatte am Sonntag 50 Menschen vor der libyschen Küste aus einem Schlauchboot gerettet und am Montag weitere 34 in Seenot geratene Migranten von einem Segelschiff aufgenommen. Den Angaben nach sind zwölf unbegleitete Minderjährige an Bord. Die Menschen stammen aus sieben afrikanischen Ländern und sind alle von Libyen aus auf das Mittelmeer.

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